Jede Gartensituation braucht eine grundlegende Inspiration, ein 'Leitbild', das sich aus den Besonderheiten des Ortes ableitet. Inspiration für den Schluchtwaldgarten sind die hohen, steilen Wände, die mit Efeu Hedera helix und anderen Selbstklimmern wie der Kletterhortensie Hydrangea petiolaris und der Spalthortensie Schizophragma fauriei 'Angelwings‘ begrünt sind. Im Zusammenspiel mit der vertikalen Begrünung entsteht hier eine Stimmung, die den engen, bewaldeten Schluchten, die meist von Bächen und Wasserfällen geprägt sind, ähnelt.
Die dort herrschende Feuchte wird im Botanischen Garten durch künstlichen Nebel geschaffen. Eine unterirdische, automatisierte Bewässerung garantiert die notwendige Bodenfeuchte.
Die durch Erosion freigelegten Gesteinsschichten, die solche Schluchten oft prägen, werden hier modern durch die Stampfbetonbänke aus Weserkies und natürlichen Mineralpigmenten interpretiert. Die Scheinbuchen Nothofagus antarctica mit ihrem feinen Laub schaffen einen lichten Schatten. Die Stauden haben starke Strukturwirkungen, viele von ihnen sind ganzjährig wirkungsvoll. Bunte Blütenfarben sind hier nicht erwünscht, die Atmosphäre ist eher ruhig und grün. Die Grünerle Alnus viridis bzw. Alnus alnobetula, die in montanen Bereichen an feuchten Hängen durch ihre Absenker Gebüsche bildet, wird in der Ingenieurbiologie gerne zur Hang-, Wildbach- und Lawinensicherung der Hochlagen eingesetzt und kommt eher in offenen Lagen vor.