Klimagehölze am Parkplatz

J.T. Marquardt

Im Angesicht der Klimawandelereignisse wird fortwährend diskutiert, welche Gehölze zukunftsrelevant sind. Im innerstädtischen Raum erschweren Heat-Island-Effekt, mangelnder Wurzelraum und Gewässerbelastung die richtige Pflanzenwahl zusätzlich. Auch im Botanischen Garten stellen wir Trockenschäden an ehemals bewährten Baumarten fest. Auf dem Parkplatzgelände ersetzen wir die in den Siebzigerjahren gepflanzten Bergahorne, die bereits 2018 und 2022 durch extreme Dürre geschädigt wurden. Die Neupflanzung der Gehölze am Parkplatz der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Campus Höxter steht vor dem Hintergrund des Befalls der Bestandsbäume mit dem Pathogen Cryptostroma corticale, ein aus Nordamerika stammender Pilz, der vor allem Ahorne, die unter Hitze- und Trockenheitsstress leiden, befällt und die Rußrindenkrankheit hervorruft. Diese führt nicht nur zum Absterben der Bäume, sondern kann durch die massenhafte Verbreitung von Sporen auch eine gesundheitliche Gefährdung des Menschen darstellen (Auf der Maur et al. 2021). Warum stellte dieser Befall ein besonderes Problem für die Pflanzung am Parkplatz dar? Die heutige Hochschule in Höxter zog 1971 auf die Wilhelmshöhe um. Entworfen und geplant wurde das Campusgelände von Hinnerk Wehberg, einem gelernten Bildhauer und Gestalter. Einer artenreichen Bepflanzung wurde damals wenig Aufmerksamkeit geschenkt und kein ausgewiesenen Pflanzenverwender hat die Pflanzplanung vorgenommen. sodass lefiglich Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn) gepflanzut wurden. Zudem waren die Auswirkungen des anthropogenen Einflusses auf das Klima zu diesem Zeitpunkt nur schwerlich absehbar. In der heutigen Zeit des Klimawandels mit seinen sich stark veränderten Standortbedingungen ist diese Art an diesem Standort auf Dauer nicht mehr lebensfähig. Die neuen Planungen sahen daher eine Verwendung von klimaresilienten Zukunftsgehölzen im Klimawandel vor, deren Auswahl auf der GALK Straßenbaumliste und dem Projekt „Stadtgrün 2021“ fußt. Auch wird die ursprünglich Rasterpflanzung durch naturnähere Hainpflanzungen ersetzt. Die Pflanzungen dienen heute vor allem zwei Primärzwecken: Hinsichtlich der wissenschaftlichen Pflanzenverwendung in der Forschung soll herausgefunden werden, welche Arten mit geringem Ressourcenaufwand bezüglich des Wasserverbrauchs am besten an derartigen Standorten funktionieren.Gibt es zu viele Risiken für heimische Arten oder ergeben sich auch hier noch Chancen? Wo liegen die Empfindlichkeiten und welche Arten weisen trotz Trockenheit, verringerter Luftfeuchtigkeit und häufigeren Hitzetagen ein ansehnliches Vegetationsbild auf? Zudem gilt es Erkenntnisse hinsichtlich des Befalls mit Schädlingen und Krankheiten zu sammeln. Bestes Beispiel ist hier Sorbus torminalis, der nach Verletzung eine ausgeprägte Anfälligkeit gegenüber Pilzpathogenen hat und tatsächlich weist der gepflanzte Jungbaum in der Pflanzung auf dem Parkplatz bereits ein entsprechendes Schadbild auf. Nicht weniger wichtig ist jedoch auch der Aspekt der Lehre, da die Pflanzen des Botanischen Gartens selbstverständlich als Anschauungs- und Übungsmaterial für die Studierenden der Technischen Hochschule genutzt werden.