Alnus x spaethii

J.T. Marquardt
Schnellüberblick

Deutscher Name: Purpur-Erle

Synonyme: Spaeths Erle, Großblättrige Erle

Wissenswertes

Die Purpur-Erle oder Großblättrige Erle wie auch Spaeths Erle (Alnus x spaethii) wurde im Jahre 1908 als Zufallssämling als Hybride aus A. subcordata und A. japonica in der Baumschule Franz Späth in Berlin entdeckt. Es handelt sich hier um einen sommergrünen, laubabwerfenden mittelgroßen Baum von 15 bis 20, maximal 25 m Höhe, der eine breitrundliche, meist weitausladende, etwas unregelmäßige Krone ausbildet, die sich bei alten Individuen oft sehr malerisch entwickelt. In der Jugend ist das Wachstum eher langsam. Die Purpur - Erle ist thermophil und verträgt somit gut Hitze und Trockenheit. Die Amplitude reicht hier von sonnig bis absonnig, und was das Substrat angeht, von feucht bis trocken. Besonders bei jungen Exemplaren ist eine gewisse Frostempfindlichkeit gegeben; junge Triebe werden häufig durch Frühfrost geschädigt, was in der Regel aber gut verkraftet wird. An die Bodenbedingungen werden keine besonderen Ansprüche gestellt. Als Flachwurzler kommt die Pflanze sowohl mit flachgründigen als auch mit tiefgründigen Standorten zurecht. Am besten gedeiht die Purpur-Erle auf nährstoffreichen, humosen, lehmigen oder schluffigen Böden, die eine gute Durchlässigkeit besitzen, also nicht zu schwer sind. Beim pH-Wert wird eine Spanne von schwach sauer bis mäßig alkalisch toleriert. Das Gehölz ist pflegeleicht, jedoch nicht gut schnittverträglich. Verwendbar als Feldgehölz in Einzel- oder Gruppenstellung - wertvoll für Rekultivierungsmaßnahmen in der freien Landschaft. Die wechselständigen Blätter sind lanzettlich bis eiförmig zugespitzt, scharf und ungleichmäßig gesägt. Das Laub fühlt sich etwas ledrig an und ist vergleichsweise groß nämlich 6 bis 16, maximal 18 cm lang. Im Austrieb ist es leicht violettpurpurn gefärbt, im Sommer dunkel-mattgrün und leicht glänzend, im Herbst violettrot. Die Unterseite ist meist kahl. Die Blätter sind bis in den November sehr lange haftend. Der windbestäubte Baum ist einhäusig mit auffälligen männliche Kätzchen, die eine Größe von 5,5 bis 10 cm haben können und eine rötlich-gelbe oder braungelbe Färbung aufweisen. Diese sitzen in Büscheln zu viert und öffnen sich zeitig im Frühjahr. Die Frucht ist ein typischer eiförmiger Erlenzapfen, analog zur Blüte meist zu viert. Der Zapfen wird etwa 2,5 cm lang und 1,5 cm breit. Durch seine braun-gelbe Färbung hat er einen attraktiven Ziercharakter. Das Individuum auf dem Parkplatz des Campus der Technischen Hochschule in Höxter wurde 2023 gepflanzt.

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Neben dem hohen ökologischen Wert bezüglich des Einsatzes für Rekultivierungsmaßnahmen in der freien Landschaft gilt Alnus x spaethii als Vogelschutz- und -nährgehölz sowie als Brutgehölz. Beim Einsatz im öffentlichen Grün oder privaten Garten ist derzeit aber noch Vorsicht geboten, da die Pollen unter dem Verdacht stehen, allergieauslösend zu sein. Ein Sachverhalt, den es noch weiter zu erforschen gilt. Die Hybride wird in der GALK-Straßenbaumliste von 2023 als gut geeignet geführt und ist der Familie der Betulaceae zugeordnet.

Auf einen Blick

5.8 Parkplatz
Hybride von Franz Späth, in Europa weit verbreitet
Gehölz
Mittelgroßer Baum15-20m
Zukunftsbaum im Klimawandel

Wissenschaftliche Informationen

Mehr lesen...
Alnus x spaethii Callier
Betulaceae (Birkengewächse)
Alnus
Alnus japonica x Alnus subcordata
Spaeths Erle, Großblättrige Erle

Standort

2Auen- und Ufergehölze.4mäßig trocken, frisch bis feucht, neutral bis alkalisch, sehr nährstoffreich, sandig-kiesig.3sonnig, wärmeliebend, frosthart.3Kleinbaum > 7m
sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang, absonnigNordseiten von Gebäuden und Innenhöfe mit hellen Wänden sowie unverschattete Nordhänge
feuchtpF 2,9-2,2, mäßig feuchtpF 3,0, frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0, trockenpF 6,5-4,1
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, flachgründigA-Horizont des Bodens geht rasch in den C-Horizont (anstehendes Gestein) über, meist karg und nährstoffarm in Hügelland, Mittelgebirge oder Steilhängen, humoshoher Anteil organischer Substanz, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm, stellt keine besonderen Ansprüchegedeiht auf den meisten Gartenböden problemlos, tiefgründigA- und B-Horizont des Bodens ohne verfestigte Schichten oder größere Gesteine
pH 6-9
6avon −23,3 °C bis −20,5 °C

Verwendung

Feldgehölz, Einzel- oder Gruppenstellung, ökologisch wertvolles Gehölz für Rekultivierungsmaßnahmen in der freien Landschaft
ungenießbar
Nein, nicht duftend
Vogelschutz- und -nährgehölz durch die Früchte, Brutgehölz
Nein, nicht schnittverträglich
effektive Versamung, in Mitteleuropa weit verbreitet
geringer Wasserbedarf, keine Düngung

Blätter

Blätter im Frühjahr
wechselständig, lanzettlich bis eiförmig zugespitzt, scharf und ungleichmäßig gesägt, etwas ledrig, sehr groß, 6 bis 16 (bis 18) cm lang, im Austrieb violettpurpur, Färbung anhaltend, im Sommer dunkel-mattgrün, leicht glänzend, im Herbst violettrot, Unterseite meist kahl, sehr lange haftend bis November
laubabwerfendLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr, sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr
Ja

Blüte

einhäusig, auffällige männliche Kätzchen, Größe 5,5 bis 10 cm, rötlich-gelbe oder braungelbe Färbung, in Büscheln zu 4, zeitig im Frühjahr öffnend
Februar, März
Anemophilie - Windbestäubungursprünglichste Bestäubung, oft eingeschlechtliche unscheinbare Blüten, vor allem Gymnospermen, Süßgräser und Laubbäume
gelb, rot

Frucht

typische Erlenzapfen, meist zu 4, eiförmig, bis 2,5 cm lang und 1,5 cm breit, braun-gelbe Färbung, zierend
Juni, Juli

Borke / Rinde

Borke eines Jungbaumes mit quer verlaufenden, länglichen Lentizellen
grau bis grau-braun, längsrissig, längsgefurcht, einjähriger Trieb grau bis grau-oliv, an den Spitzen etwas grün-oliv und sonnenseits braun-oliv, Winterknospen ca. 1 cm lang, am Triebende gestielt, kahl, mehrjährige Zweige oliv-braun mit vielen, quer angeordneten Lentizellen

Wurzel­system

Flachwurzler, stark verzweigt
bildet stark verzweigte Feinwurzeln

Jahreszeiten

sich öffnende Knospe und Rinde mit Lentizellen
Im Sommer mit Sonnenschutz Weißanstrich

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

Trieb mit sich öffnenden wechselständigen Knospen im Frühjahr

Verfasser / Literatur

Jan Marquardt
Jan Marquardt
  • ARBOFUX - Diagnosedatenbank für Gehölze (2023): Lebensbereiche nach Prof. Dr. Kiermeier - Erklärung der Kennziffer: 2433 - Auen- und Ufergehölze. - https://www.arbofux.de/lb-erklaerung.php?tfkennzahl=2433, zuletzt abgerufen am 5.4.2023.
  • Bärtels, Andreas (2001): Enzyklopädie der Gartengehölze; 1430 Farbfotos, 150 Zeichnungen,13 Tabellen. Stuttgart (Hohenheim): Ulmer.
  • BAUMKUNDE.DE (2023): Spaeths Erle (Alnus x spaethii). - https://www.baumkunde.de/Alnus_x_spaethii/, zuletzt abgerufen am 5.4.23.
  • BRUNS Pflanzen (2023): Allgemeine Informationen Alnus spaethii. - https://online.bruns.de/de-de/artikel/4590/alnus-spaethii, zuletzt abgerufen am 5.4.23.
  • Deutsche Gartenamtsleiter Konferenz GALK e.V. (2023) : GALK-Straßenbaumliste, Arbeitskreis Stadtbäume, Abfrage vom 11.05.2023.
  • dortmund.de friedhoefe (2023): Zukunftsbäume -Alnus x spaethii - Purpur-Erle. - https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/umwelt/friedhoefe/natur_und_umwelt_friedhoefe/zukunftsbaeume/purpur_erle.html, zuletzt abgerufen am 26.4.2023.
  • gardify (2020): Pflanzendetails Alnus × spaethii Purpur-Erle. - https://gardify.de/pflanze/4249/purpur-erle, zuletzt abgerufen am 5.4.23.
  • Lorenz von Ehren (2018): Lorenz von Ehren. Die Baumschule. Seit 1865. 5. Auflage. Hamburg: Baumschule Lorenz von Ehren GmbH & Co. KG
  • Roloff, A. & Bärtels, A. (2014): Flora der Gehölze: Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung. 4. Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
1 / 6Junges Exemplar im BGH
2 / 6Blätter im Frühjahr
3 / 6Borke eines Jungbaumes mit quer verlaufenden, länglichen Lentizellen
4 / 6sich öffnende Knospe und Rinde mit Lentizellen
5 / 6Im Sommer mit Sonnenschutz Weißanstrich
6 / 6Trieb mit sich öffnenden wechselständigen Knospen im Frühjahr