Feuchtbiotop

J. Gabler

Am Gebäudeteil 6 gegenüber der Bibliothek im westlichen Teil des Biodiversitätsstreifens liegt ein naturnaher Teich mit zeitweise trockenfallenden Uferbereichen – hier findet sich Leben zwischen Land und Wasser! Je nach Lage sind die Uferzonen unterschiedlich lang überflutet, im Zentrum führt der Teich nahezu ganzjährig Wasser, während die höheren Bereiche nur während niederschlagsreicher Zeiten überstaut werden. Diese Bedingungen bestimmen, welche Tier- und Pflanzenarten in den unterschiedlichen Zonen leben – die Krebsschere Stratiotes aloides benötigt eine ganzjährige Wasserführung mit einer Wassertiefe von mindestens 0,5 m, während sich in den Flachwasserzonen der Zungen-Hahnenfuß Ranunculus lingua, Hochstauden wie die Sumpf-Schwertlilie Iris pseudacorus und am Ufer Riedpflanzen wie verschiedene Seggen Carex spp. finden.

Auch die tierischen Besiedler sind zahlreich: viele Insektenarten leben während ihrer Wachstumsphase (Larvalstadium) im Wasser, um sich später im Erwachsenenstadium (Imaginalphase) an Land fortzupflanzen. Hierzu gehören z.B. die Libellen, von denen u.a. die Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea und die Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion puella den Hochschulteich besiedeln. Im und am Teich leben auch Amphibien wie der Teichmolch Lissotriton vulgaris und die Erdkröte Bufo bufo sowie die zu den Reptilien zählende Ringelnatter Natrix natrix, die sich an den Teichufern sonnt und im und am Wasser auf Jagd nach Amphibien geht.

Wie natürliche Gewässer unterliegt auch der Teich der Vegetationsentwicklung: im Laufe der Jahre sammeln sich Laub und Pflanzenreste, Nährstoffe reichern sich an und führen zu einer verstärkten Sukzession. Damit der Teich nicht vollständig verlandet, werden im Abstand von einigen Jahren Pflegeeingriffe notwendig. Dabei werden nicht gleichzeitig in allen Bereichen Schlamm und Bewuchs entnommen, sondern es werden immer nur Teilbereiche bearbeitet. So sind zeitgleich die Stadien der unterschiedlichen Sukzessionsphasen und somit die Pflanzen- und Tiergemeinschaften mit den entsprechenden Lebensraumansprüchen mosaikartig vorhanden. Da diese Pflegeeingriffe jeweils in den Bereichen zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden, spricht man auch von Rotationspflegeprinzip. Um die Tiere, die sich im entnommenen Schlamm und der Vegetation befinden, Fluchtmöglichkeiten einzuräumen, wird das Material nach dem Eingriff für ein bis zwei Wochen am Rand des Teiches belassen, bevor es abgefahren wird.

Literatur:

Wildermuth, H. & H. Schiess (1983): Die Bedeutung praktischer Naturschutzmaßnahmen für die Erhaltung der Libellenfauna in Mitteleuropa. – Odonatologica 12 (4): 345-366.





1 / 10Patrouillierendes Männchen der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
2 / 10Eiablegendes Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
3 / 10Larve der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
4 / 10Exuvie (Schlupfhaut) der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
5 / 10Eiablegendes Tandem der Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)
6 / 10Männchen des Teichmolchs (Lissotriton vulgaris)
7 / 10Pärchen der Erdkröte (Bufo bufo) bei der Abgabe der Laichschnüre
8 / 10Männchen der Erdkröte (Bufo bufo)
9 / 10Ringelnatter (Natrix natrix)
10 / 10Ringelnatter (Natrix natrix)