Viburnum rhytidophyllum
Deutscher Name: Runzelblättriger Schneeball
Wissenswertes
Der Runzelblättrige Schneeball ist mit Sicherheit eine Art, die sich heute nicht mehr allzu großer Beliebtheit erfreut. Viele mögen vielleicht an Straßenbegleitgrün denken und an die Pflanzen aus dem großmütterlichen Garten. Viel zu oft begegnet er uns als stark verschnittenes Gehölz im innerstädtischen Raum und viel zu selten entfaltet sich sein volles Potential. Dabei bietet dieser Schneeball aus pflanzenverwenderischer Sicht einige Vorzüge, die für diesen immergrünen Großstrauch sprechen.
Viburnum rhytidophyllum stammt aus Mittel- und Westchina und wurde 1900 durch den englischen Botaniker Ernest Henry Wilson in Europa als Zierpflanze eingeführt. Dieser Schneeball wächst zu einem 3 bis 5m hohen, immergrünen Strauch heran, in seltenen Fällen wird er auch höher. Dabei wachsen die Triebe zunächst straff aufrecht, bei älteren Sträuchern bildet sich eine breitbuschige Krone aus, in zunehmendem Alter können die Äste bogig überhängen. Große, freistehende Exemplare können durchaus monumental und malerisch wirken. Die Art ist dicht belaubt, die einzelnen, immergrünen Blätter sind bis zu 20cm lang und länglich eiförmig bis elliptisch. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und oft glänzend. Die Blattunterseite ist hellbraun und fühlt sich durch die dichte Behaarung filzig an, die jungen Triebe sind ebenfalls dicht beharrt und hellbraun. Von Mai bis Juni wird dieser Schneeball von cremeweißen Blüten geziert, die in circa 20cm breiten, tellerartigen Trugdolden angeordnet sind. Die Blüten werden von verschiedenen Insekten besucht und bestäubt. Ab August reifen dann die Beeren heran, die anfangs rot sind und sich nach und nach schwarz färben. Die Beeren hängen in unterschiedlichen Reifegeraden zusammen, woraus sich ein sehr schönes Farbspiel ergibt. Die Blütenknospen werden schon im Herbst ausgebildet und überwintern als Trugdolden angeordnet nackt und deutlich sichtbar am Gehölz. Die Blütenknospen sind ebenfalls stark behaart und tragen zur Attraktivität der Art in den Wintermonaten bei. V. rhytidophyllum bevorzugt eher feuchte und nährstoffreiche Böden, diese können sauer bis stark alkalisch sein. Die Art gilt außerdem als industrie- und stadtklimafest. Am besten gedeiht das Gehölz im Halbschatten und im Schatten und ist dabei ausgesprochen schattenverträglich. Es werden aber auch sonnigere, trockenere und nährstoffärmere Standorte toleriert, wobei dort das Erscheinungsbild des Gehölzes häufig leidet, was sich durch einen spärlichen Wuchs und häufig kleine, matt wirkende und hängende Blätter äußert. Im Halbschatten und Schatten bietet der Runzelblättrige Schneeball jedoch auch an trockeneren Standorten ein sehr vitales Bild und eignet sich mit seinem großen, dichten und dunkelgrünen Laub hervorragend als Hintergrund für Stauden- und Gehölzanpflanzungen.
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Vor allem in großen Gärten mit Waldcharakter ist dieser Schneeball eine hervorragende Wahl für die Strauchschicht. Dabei ist ein Standort an einem Pfad oder Weg, den der Schneeball laubenartig überwachsen kann, besonders interessant. In ausgewählten Baumschulen bekommt man diesen Strauch als aufgeastete, mehrtstämmige Schirmform. Solche Exemplare eigenen sich ausgezeichnet als Solitär für verschiedene Garten- und Parksituationen oder auch für eine Pflanzung in großen Pflanzgefäßen. Aufgrund seiner Größe und der dichten, immergrünen Belaubung wird der Runzelblättrige Schneeball auch häufig als Lärmschutzgehölz entlang von Straßen eingesetzt.
In den letzten Jahren wurde V. rhytidophyllum teilweise als invasiv eingeschätzt, da er immer häufiger verwildert in Wäldern vorkommt und einheimische Arten verdrängen soll. In der Schweiz steht die Art schon auf der Schwarzen Liste und wird als invasive Art bekämpft. Dabei wird auch immer wieder auf die feine Beharrung der Triebe und Blätter verwiesen, diese Haare können ein Kratzen auf der Haut, Atemprobleme und tränende Augen verursachen. Besonders beim Schnitt können diese feinen Haare die Auslichtungsarbeit zu einer Tortur machen. Deshalb sollte man diesen Schneeball nach Möglichkeit nicht schneiden. Wenn ein Schnitt aber erforderlich ist, sollte man dies an möglichst feuchten Tagen tun, damit der Flug der Härchen etwas eingeschränkt ist. Von V. rhytidophyllum gibt es kaum Sorten. Im Umlauf ist die Sorte ‘Roseum‘, welche eine rosafarbene Blüte hat, doch leider ist diese Sorte eher selten im Handel zu finden. Sehr schön ist der etwas zierlichere und kleinblättrigere Viburnum x pragense eine Hybride aus V. rhytidophyllum und V. utile, die in der Stadtgärtnerei Prag gezüchtet wurde und ebenfalls bei uns im Botanischen Garten zu sehen ist.
Auf einen Blick
1.14 Vibrunum | |
Mittel- und Westchina | |
Gehölz | |
Großstrauch |
Wissenschaftliche Informationen
Viburnum rhytidophyllum HEMSL. | |
Adoxaceae (Moschuskrautgewächse) | |
Viburnum | |
rhytidophyllum |
Standort
6.4.2.4 | |
sonnig, absonnig, lichtschattig, halbschattig, schattig | |
feucht, mäßig feucht, frisch, mäßig trocken | |
durchlässig, humos, nährstoffreich, sandig, stellt keine besonderen Ansprüche | |
pH 5-10 | |
6b |
Verwendung
attraktives, immergrünes Gehölz für Solitärstellung in Garten und Park, Erscheinungsbild an schattigen Standorten am besten, Ideal als Hintergrund für Stauden- und Gehölzanpflanzungen, Lärmschutzgehölz, industrie- und stadtklimafest | |
giftig | |
Ja, duftend | |
Ja, schnittverträglich | |
alte Triebe von Zeit zu Zeit bodennah entfernen, falls gewünscht aufasten um eine schirmartige Form zu ziehen |
Blätter
immergrün | |
Nein |
Blüte
cremeweiße Blüten, Blütenknospen überwintern ohne Knospenschuppen und sind filzig beharrt Einzelblüten als bis zu 20cm breite, tellerartige Trugdolden angeordnet | |
Mai, Juni | |
Insektenbestäubung | |
weiß |
Frucht
eiförmige Früchte, kleiner als 1cm, ab August leuchtend rot, später schwarz glänzend, giftig Steinfrucht | |
August |
Borke / Rinde
junge Triebe hellbraun, filzig beharrt |
Wurzelsystem
Flachwurzler | |
Flachwurzler |
Jahreszeiten
Besonderheiten / Zusätzliche Daten
Blütenknospen erscheinen in den Blattachseln |
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gegenständige Blätter, sternhaarige, filzige Behaarung junger Triebe |
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junge Blätter |
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Stockauschlag |
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Blick in die Krone |
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belaubter Zweig |
Verfasser / Literatur
Marcel Schönwald | |
Nathalie Schiffmann, Marcel Schönwald | |
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