Tilia cordata

P. Bobe
Schnellüberblick

Deutscher Name: Winterlinde

Synonyme: Tilia parviflora

Wissenswertes

Zu den bekanntesten einheimischen Laubgehölzen Europas zählt unter anderen die Winterlinde, welche den botanischen Namen Tilia cordata trägt und sowohl in Europa als auch im Kaukasus, N-Iran und W-Sibirien weit verbreitet ist. Tilia cordata gehört zu der Familie der Malvaceae und ist zum Teil auch unter dem Namen Tilia parviflora bekannt. Der beeindruckende Großbaum kann bis zu 30 m hoch und bis zu 20 m breit werden. In jungen Jahren wächst Tilia cordata kegelförmig, später dann nach oben hin gewölbt. Zudem verfügt sie über eine tief angesetzte Krone. Die Äste wachsen schräg bis straff aufrecht, die Zweige der Winterlinde sind dabei übergeneigt bis überhängend. Tilia cordata gilt als mittel- bis starkwachsender Baum, wobei der Jahrestrieb in den ersten 20 Jahren deutlich hervorsticht. Insgesamt bevorzugt Tilia cordata sonnige bis halbschattige Standorte auf mäßig trockenen bis frischen, durchlässigen, humosen, lehmigen, nährstoffreichen, sowie flach- bis tiefgründigen Böden. Der pH-Wert kann dabei von schwach sauer bis stark alkalisch schwanken. Die Blätter der Winterlinde können bis zu 10 cm lang werden. Sie sind wechselständig angeordnet und haben eine rundliche bis zugespitzte Form und einen gesägten Blattrand. Die Basis ist ungleich herzförmig und verfügt über eine eher kleine Stielbucht. Des Weiteren sind die Blätter leicht nach oben gewölbt. Die Blattoberseite ist kahl und besitzt eine tiefgrüne Farbe, während die Blattunterseite graugrün gefärbt ist. Zudem erstrecken sich entlang der Mittelrippe rostfarbene Achselbärte. Der Blattstiel ist ebenfalls kahl und kann bis zu 3 cm lang werden. Im Herbst erscheinen die Blätter in einer kräftigen grüngelben bis goldgelben Herbstfärbung. Die Blüten erscheinen zwischen Juni und Juli in überhängenden, aufrechten Zymen, die meist auf den Blättern liegen. Das kahle Hochblatt der Blüte kann bis zu 7 cm lang werden. Die Kronblätter der Winterlinde sind aufgerichtet und haben eine gelbliche bis weiße Färbung. Zudem werden bis zu dreißig Staubblätter ausgebildet. Die Bestäubung der Winterlinde erfolgt hauptsächlich über Insekten, teilweise allerdings auch durch den Wind. Die Früchte bilden sich als dünnschalige, oval bis kugelförmige, wenig gerippte, filzige Nüsschen aus. Pro Fruchtstand können dabei bis zu zwölf Früchte gebildet werden. Reif sind die Früchte zwischen September und Oktober. Die Triebe der Winterlinde sind zu Beginn rotbraun, später dann kupferbraun gefärbt. Tilia cordata verfügt zudem über verzweigte Äste und bis zu 7 mm lange, glänzende, rotviolette Knospen. In jungen Jahren bildet Tilia cordata eine Pfahlwurzel, woraus sich später ein kräftiges Herzwurzelsystem mit hohem Feinwurzelanteil entwickelt. Die Winterlinde gilt als sehr frosthart. Zudem besitzt sie einen hohen vegetativen Ausbreitungsdrang.

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Das Holz von Tilia cordata gilt als beliebtes Holz für Schnitzerei und wird häufig für Flechtwerke genutzt. Aus den Blüten der Winterlinde wird häufig Tee hergestellt, zudem wurden die Blüten und die Blätter früher für Heilzwecke genutzt. Tilia cordata gilt als einer der meistgenutzten Alleebäume und wird häufig auch als Straßen- und Parkbaum verwendet, kann aber auch als Hecke ausgebildet werden. Des Weiteren gilt die Winterlinde als Bienennährpflanze, da sie Pollen und Nektar spendet. Häufig betroffen ist Tilia cordata von den Feuer- und Lindenwanzen, welche an den Blättern und jungen Trieben des Baums saugen, dabei aber keine großen Schäden anrichten.

Auf einen Blick

3.5 Sichtungsmodule Trockener Schatten
Europa, Kaukasien, N-Iran, W-Sibirien
Gehölz
Großbaum>20m
Arzneipflanze, hitzeverträglich, windfest, schattentolerant, gut verpflanzbar, Gefahr vor Blattläusen gering, beste Honiglinde, können bis zu 1000 Jahre alt werden, salzempfindlich

Wissenschaftliche Informationen

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Tilia cordata Mill.
Malvaceae
Tilia
cordata
'Erecta', 'Green Globe', 'Greenspire', 'Rancho', 'Roelvo', 'Winter Orange', 'Böhlje'
Tilia parviflora

Standort

2Auen- und Ufergehölze.4mäßig trocken, frisch bis feucht, neutral bis alkalisch, sehr nährstoffreich, sandig-kiesig.3sonnig, wärmeliebend, frosthart.1Großbaum > 20m,
3Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen.1robuste, stadtklimaverträgliche Gehölze, mäßig trocken bis frisch, schwach sauer bis alkalisch, nährstoffreich, kein Sand oder Ton.3sonnig bis lichtschattig, kühl-ausgeglichen, frosthart.1Großbaum > 20m
sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang, absonnigNordseiten von Gebäuden und Innenhöfe mit hellen Wänden sowie unverschattete Nordhänge, lichtschattigSchattenwurf durch lückigen Baumbestand oder kurze Abfolgen sonniger und schattiger Phasen, halbschattigBesonnt von Sonnenaufgang bis 11 Uhr, 8 bis 12 Uhr, zwischen 10 und 14 Uhr 2,5h, von 12-16 Uhr oder von 13 Uhr bis Sonnenuntergang.
frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, flachgründigA-Horizont des Bodens geht rasch in den C-Horizont (anstehendes Gestein) über, meist karg und nährstoffarm in Hügelland, Mittelgebirge oder Steilhängen, humoshoher Anteil organischer Substanz, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, tiefgründigA- und B-Horizont des Bodens ohne verfestigte Schichten oder größere Gesteine
pH 6-10
4avon −34,4 °C bis −31,7 °C

Verwendung

beliebtes Holz für Schnitzerei, Bast für Flechtwerke, Herstellung von Tee aus den Blüten, häufiger Alleebaum, Straßen- und Parkbaum, Solitär, Hecke, Ziergehölz
die Blätter, die Blüte
süßlicher Duft
Ja, duftend
spendet Pollen und Nektar (Bienennährpflanze)
Ja, schnittverträglich
Wunden und Astbrüche sollten umgehend mit Verschlussmittel versorgt werden

Blätter

3-10 cm lang, wechselständig, rundlich, zugespitzt, Blattrand scharf gesägt, nach oben gewölbt, kahle, grüne Oberseite, graugrüne Unterseite, entlang der Mittelrippe rostfarbene Achselbärte, an der Basis ungleich herzförmig, schmale Stielbucht, kahler, 1,5-3 cm langer Blattstiel, grüngelbe bis goldgelbe Herbstfärbung ab Oktober
laubabwerfendLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr, sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr
Ja

Blüte

in überhängenden, aufrechten, häufig auf den Blättern liegenden, kahlen Zymen, 4-7 cm langes, kahles Hochblatt, aufgerichtete, gelblich weiße Kronblätter, bis zu 30 Staubblätter
Juni, Juli
Anemophilie - Windbestäubungursprünglichste Bestäubung, oft eingeschlechtliche unscheinbare Blüten, vor allem Gymnospermen, Süßgräser und Laubbäume, InsektenbestäubungBestäubung durch Insekten
gelb, weiß

Frucht

5-7(-12) Früchte pro Fruchtstand, 5-7 mm dick, oval bis kugelförmige, dünnschalige, zerbrechliche, leicht gerippte, filzig behaarte Nüsschen
September, Oktober

Borke / Rinde

glänzende Triebe, nicht behaart, zu Beginn rotbraun, später kupferbraun, Äste verzweigt, Knospen bis zu 6mm, Endknospen 7mm, auffällig glänzend, rotviolett, oft nur zwei sichtbare Knospenschuppen

Wurzel­system

Herzwurzler, Pfahlwurzel
bildet in jungen Jahren eine Pfahlwurzel, später kräftiges Herzwurzelsystem, hoher Feinwurzelanteil, sehr frosthart, empfindlich gegen Bodenverdichtung
hochdie Pflanze nimmt schnell größere Flächen ein und breitet sich stark aus

Jahreszeiten

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

einheimischnatürliche rezente Verbreitung in Mitteleuropa
Blattunterseite
Knospe im Juni

Verfasser / Literatur

Pia Bobe
Pia Bobe
  • Schmidt, Peter A., Hecker, Ulrich (2020): Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas Beschreibung-Herkunft-Verwendung- Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co.
  • Roloff, A., Bärtels, A. (2018): Flora der Gehölze- Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. 5. Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
  • Bruns Pflanzen (2023): Allgemeine Informationen Tilia cordata. - (zuletzt aufgerufen am 02.07.2023)
  • Lorenz von Ehren (2023): Tilia cordata. - (zuletzt aufgerufen am 02.07.2023)
  • Bruns (2020-2021): Sortimentskatalog 2020/2021 Bruns Pflanzen-Osnabrück: Druck- und Verlagshaus Fromm GmbH & Co. KG.
  • Lorenz von Ehren (2018): Lorenz von Ehren. Die Baumschule. Seit 1865. 5. Auflage. Hamburg: Baumschule Lorenz von Ehren GmbH & Co. KG
  • Garten von Ehren (2023): Winterlinde - Tilia cordata-(zuletzt aufgerufen am 12.07.2023)
  • LWF Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Aas, G. (2023): Die Winterlinde (Tilia cordata): Verwandtschaft, Morphologie und Ökologie - LWF - Wissen 78-(zuletzt aufgerufen am 12.07.2023)
  • Lohrer, Thomas (2021): Gartenprobleme Lindenwanze-Gartenpraxis (11-2021): S.76
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