Sequoiadendron giganteum
Deutscher Name: Kalifornischer Mammutbaum
Wissenswertes
Dieser Baum ist wahrscheinlich den meisten Menschen bekannt. Die Amerikaner nennen ihn schlicht „Big Tree“, damit ist eigentlich schon alles gesagt. Die Rede ist vom Mammutbaum oder genauer dem Bergmammutbaum, Sequoiadendron giganteum. Dieser Baum ist zwar nicht der höchste der Welt, das wäre sein naher Verwandter Sequoia sempervirens, der Küstenmammutbaum, aber dafür derjenige mit dem größten Stammumfang, den meisten Kubikmetern an Holz und somit dem höchsten Gewicht. Der Bergmammutbaum wird aber trotzdem bis zu 90 m hoch. Das größte Exemplar der Art, der „General Sherman Tree“, gilt als größter lebender Baum der Welt. Verbreitet sind beide Gattungen Sequoia und Sequoiadendron in Kalifornien im Westen der USA. Kalifornien ist für Dendrologen ohnehin ein Bundesstaat der Superlative, denn neben den schwersten Bäumen der Welt und den höchsten Bäumen der Welt, kommen hier auch die ältesten Bäume der Welt vor, die bis zu 5000 Jahre alt werdenden Grannen-Kiefern, Pinus longaeva. Aber auch der Bergmammutbaum kann mit 2000 – 3000 Jahren ein beträchtliches Alter erreichen.
S. giganteum kommt heute nur noch in einem ca. 420 km langen und 24 km breiten Areal an der Westflanke der Sierra Nevada vor. Dort gedeiht die Art in Höhen von 1000 – 3000 m über NN, in meist luft- und bodenfeuchten Tälern an gut wasserversorgten Standorten. In diesem Areal ist die Art jedoch nicht überall zu finden. Die Bestände sind verstreut und beschränken sich auf 72 sogenannte „Groves“, zu Deutsch Haine. In den „Groves“ ist der Bergmammutbaum mit einigen anderen Arten vergesellschaftet, die auch bei uns in Mitteleuropa gedeihen und geläufig sind. In der Baumschicht wären das zum Beispiel die Colorado-Tanne Abies concolor, die Douglasie Pseudotsuga menziesii und die Gelb-Kiefer Pinus ponderosa. Die Zucker-Kiefer Pinus lambertiana, ist die höchste Kiefern- Art der Welt und kommt ebenfalls neben S. giganteum vor. In der Strauchschicht dominieren Arten wie der sehr attraktive Pazifische Blütenhartriegel Cornus nutalli, die Erlenblättrige Felsenbirne Amelanchier alnifolia oder die Westliche Azalee Rhododendron occidentale, eine Art, aus der einige unserer Kultur-Hybriden der Sommergrünen-Azaleen entstanden sind. In der Krautschicht können nur noch wenige Spezialisten gedeihen, denn durch die Höhe der Baumriesen kommt am Boden der „Groves“ nur noch äußerst wenig Licht an. Farne wie der Westamerikanische Schwertfarn Polystichum munitum, der Rippenfarn Blechum spicant und der Frauenradfarn Adiantum aleuticum, kommen mit diesen Bedingungen gut zurecht und gedeihen auch in unseren Gärten. Besonders interessant, ist der Einfluss der immer wiederkehrenden Waldbrände auf die Population der Bergmammutbäume. Um zu keimen benötigen die Samen viel Licht und Wärme, welches ihnen am schattigen Waldboden nicht zur Verfügung steht. Da die Bergmammutbäume durch ihre bis zu 60 cm dicke Rinde gut vor dem Feuer geschützt sind, überstehen sie die Brände problemlos, während andere Baum- und Straucharten in den Flammen verbrennen. Sind die Brände erloschen, fällt genügend Licht auf den Waldboden, um die Samen zum Keimen zu bringen. Durch die entstandene Asche wird der Boden außerdem gut mit Nährstoffen versorgt und bietet für junge Bäume eine optimale Grundlage für ein schnelles Wachstum. Des Weiteren spielt das Feuer interessanterweise eine wichtige Rolle für die Verbreitung der Samen. Die Zapfen von S. giganteum können bis zu 20 Jahre am Baum hängen bleiben. Dabei Reifen die Samen erst im zweiten Jahr heran. Der Zapfen öffnet sich dann nur Stück für Stück und schüttet so die Samen über mehrere Jahre verteilt aus. Kommt nun ein Feuer, öffnen sich die Zapfen auf einen Schlag und geben die gesamte Samenmenge frei.
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Bei uns werden diese gigantischen Bäume „nur“ bis zu 50 m hoch und sind damit immer noch riesig. Dabei ist die Art besonders schnellwachsend. Das Exemplar in unserem botanischen Garten wurde 1982 gepflanzt und hat jetzt schon eine beachtliche Größe. Wahrlich findet so ein mächtiger Baum nicht in jedem Hausgarten Platz, doch als Parkbaum in Einzelstellung oder in Gruppen ist dieser attraktive immergrüne Nadelbaum bestens geeignet. Die blaugrünen Nadeln der Art sind spiralig angeordnet. Dabei sind sie schuppenförmig, zugespitzt und liegen dicht am Trieb an. In der Jugend wächst dieser Baum gleichmäßig kegelförmig und ist bis zur Basis beastet. Erst im Alter wird die Krone ausladender und mächtiger, auch der Stamm ist jetzt im unteren Teil astfrei. Am Naturstandort können die ersten 50 m des Stammes unbeastet sein, dies ist ein weiterer Mechanismus, mit dem sich S. giganteum gegen Waldbrände schützt. Dadurch lässt sich die die auffallend dicke Stammbasis besser bewundern und auch die rotbraune, rissige Rinde, die sich in Streifen ablöst. Die Rinde fühlt sich bei Berührung weich und schwammig an, erstaunlicherweise an einem kalten Tag auch warm. Natürlich ist die Rinde nicht von sich aus warm, da sie aber zu einem großen Teil mit Luft gefüllt ist, reflektiert sie unsere Körperwärme und isoliert den Baum besonders gut. Diese Eigenschaft trägt ebenfalls zum Schutz vor dem Feuer bei. Der Bergmammutbaum schätzt gut wasserversorgte, nährstoffreiche und tiefgründige Böden, die sauer bis schwach alkalisch sein können. Dabei ist die Art äußerst lichtbedürftig, schattige Standorte sind nicht geeignet. Der Standort sollte zumindest für junge Bäume windgeschützt sein, da die Art vor allem in der Jugend Frostschäden erleiden kann. Ältere Bäume haben zumeist keine Probleme mehr mit Frostschäden. Ansonsten ist der Bergmammutbaum äußerst windsicher. Astbruch durch Schnee oder Wind stellen keine Gefahr dar. Aufgrund des flachen, aber weitläufigen Wurzelsystems gibt es, trotz der enormen Höhe kein nennenswertes Risiko, das dieser Gigant vom Wind umgeworfen wird. Neben der Art sind heute verschiedene Sorten im Handel zu finden. Dabei sind die Sorten ‘Glaucum‘ und ‘Pendulum‘ hervorzuheben. Die Sorte ‘Glaucum‘ wird 30 – 40 m hoch, hat dabei auffallend graublaue Nadeln und ist frosthärter als die Art. Die Sorte ‘Pendulum‘ weist einen hängenden Wuchs auf, welcher äußerst bizarr anmuten kann. Mit einer Höhe von 7 bis maximal 15 m ist diese Sorte auch für normalgroße Gärten geeignet.Heute steht der Bergmammutbaum auf der roten Liste und gilt als stark gefährdet. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Bestände stark zurückgegangen. Das Holz war wegen seiner rotbraunen Farbe und der schieren Menge, die ein Baum liefern konnte, äußerst begehrt. Jedoch waren die meisten Bäume nach dem Fällen, durch die entstandenen Risse im Stamm unbrauchbar und somit endeten diese Giganten als profane Bleistifte oder als Brennholz mit niedrigem Brennwert. Nach der Erstbeschreibung durch den englischen Botaniker John Lindley, hieß die Art zunächst Wellingtonia gigantea, dieser Name ist heute noch als Synonym gebräuchlich und sollte den britischen Militärführer Arthur Wellesly, 1st Duke of Wellington ehren. 1939 stellte John Theodore Buchholz die Gattung Sequoiadendron auf und ehrte mit dem Gattungsnamen den Native American Sequoyah, dem es gelang, die vormals mündliche Sprache der Cherokee in ein Schriftsystem zu übertragen und der damit linguistische Pionierarbeit leistete. Die Endung dendron bedeutet auf Altgriechisch Baum. Das Artepitheton giganteum verweist auf die gigantischen Ausmaße des „Big Tree“.
Auf einen Blick
5.1 Sequoiadendron | |
Kalifornien, Sierra Nevada | |
Gehölz | |
Großbaum |
Wissenschaftliche Informationen
Sequoiadendron giganteum (Lindl.), Buchholz | |
Cupressaceae (Zypressengewächse) | |
Sequoiadendron | |
giganteum |
Standort
7.4.2.1 | |
vollsonnig, sonnig, absonnig | |
feucht, mäßig feucht, frisch | |
durchlässig, humos, lehmig, nährstoffreich, sandig, schluffig, tiefgründig | |
pH 5-9 | |
6b |
Verwendung
Solitärbaum oder in kleinen Gruppen, in Parks und größeren Gärten | |
ungiftig aber nicht wohlschmeckend | |
Ja, schnittverträglich | |
versamt sich bei uns nicht | |
in jungen Jahren einen windgeschützten Standort wählen, in kalten Wintern etwas frostempfindlich |
Blätter
Ast im blaugrünen Nadelkleid |
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Nadeln sind schuppenförmig bis lanzettlich, blaugrün, schraubig am Trieb stehend, dicht anliegend | |
immergrün |
Blüte
gelblich, unscheinbar, schon im Herbst angelegt, als nackte Knospen überwinternd einhäusig | |
April, Mai | |
Anemophilie - Windbestäubung |
Frucht
herabgefallene Zapfen Anfang September |
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Samen reifen erst nach 2-3 Jahren heran, Samen werden über mehrere Jahre abegworfen (Anpassung an die Waldbrände) Zapfen, rundlich bis eiförmig, 3-7 cm lang, 3-5 cm breit, rotbraun, dick und verhlozt, , die Zapfen bleiben bis zu 20 Jahren am Baum hängen |
Borke / Rinde
rotbraune, schwammige Borke |
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rotbraun, schwammig, rissig, in langen Streifen ablösend, an alten Exemplaren 30 bis 60 cm dick (Anpassung an die Waldbrände) |
Wurzelsystem
Herzwurzler, hoher Anteil an Feinwurzeln, nicht tiefgehend, Pfahlwurzel | |
in den ersten Jahren Pfahlwurzler, später Herzwurzler, das Wurzelsystem ist für die Größe des Baumes nicht besonders tief ausgeprägt, der Oberboden wird stark durchwurzelt |
Jahreszeiten
Kronenaufbau |
Besonderheiten / Zusätzliche Daten
schuppenförmige bis lanzettliche Nadeln |
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schwammige, faserige Rindenstruktur |
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Blick in die Krone |
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trockener Zweig |
Verfasser / Literatur
Marcel Schönwald | |
Marcel Schönwald | |
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