Scilla siberica

H. V. Yates
Schnellüberblick

Deutscher Name: Sibirischer Blaustern

Synonyme: Blausternchen, S. sibirica

Wissenswertes

Scilla siberica, auch unter dem Namen Scilla sibirica geführt, ist ein strahlend blauer bis azurblauer Frühlingsgeophyt. Er gehört der Familie der Hyazinthengewächse, den Hyacinthaceae an. Das Verbreitungsgebiet des Blausternchens reicht vom Kaukasus bis nach Asien. In Europa ist Scilla siberica eine neophytisch etablierte Art, deren Bestände stetig zunehmen. Obwohl die Art als neophytisch geführt wird, wird sie in der Roten Liste als ungefährdet geführt. Die sternförmigen bis glöckchenartigen Blüten erscheinen zwischen März und April, in manchen Jahren auch schon im Februar. Hierbei bildet jedes Individuum zwischen ein und vier Blüten. Scilla sind auf Fremdbestäubung durch Bienen (Melittophilie) oder Fliegen (Myophilie) angewiesen, können sich jedoch selten auch selbst bestäuben (Autogamie). Für Fremdbestäuber gibt es eine attraktive Belohnung in Form von Nektar. Das Besondere an der Blüte ist der kennzeichnende blaue, etwas dunklere Mittelstreifen innerhalb der Blüte. Scilla siberica kann und sollte flächig eingesetzt werden, um die Wirkung der zarten Blüten zu verdeutlichen. Dies kann nach Pflanzung auf gut versorgten Gartenböden auch durch die erfolgende Massenaussaat geschehen. Bei der Versamung von Scilla siberica spielen kleine, nährstoffreiche Anhängsel (Elaiosome) eine wichtige Rolle, die durch ihren Proteingehalt Ameisen anlocken. Sie verwerten die Elaiosome und tragen den Samen gleichzeitig weiter und sorgen so für eine Ausbreitung. Diese Strategie ist auch in anderen Gattungen, zum Beispiel bei den Lerchenspornen, vertreten. Neben der Aussaat bilden sich ebenfalls Brutzwiebeln, welche die Verbreitung unterstützen.

Scilla siberica treibt mit zwei bis vier, grasgrünen leicht glänzenden Blättern aus und erreicht eine Höhe zwischen 10cm und 15cm. Die Blätter sind lanzettlich, schmal spatelig bis schmal spießförmig geformt, 10-20mm breit und liegen mit dem Blattgrund an der Sprossachse an. Die vorsommergrünen Blätter vergilben nach Einspeicherung der gesammelten Nährstoffe zu Beginn des Sommers und treiben erst wieder im Folgejahr aus. Der sibirische Blaustern gilt als sogenannte Stinzenpflanze, früher als begehrte Raritäten bekannt, heute eine historische Kostbarkeit. Zu den Stinzenpflanzen gehören sowohl die Blau- und Milchsterne als auch die Winterlinge, Märzenbecher, Hasenglöckchen und Lerchensporne.

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Scilla siberica bevorzugt einen humosen, nährstoffreichen als auch frischen Boden unter Laubgehölzen und an Gehölzrändern. Der Boden sollte durchlässig sein, damit es im Winter zu keiner Staunässe kommt. Infrage kommende Standorte sind der frische Gehölzrand oder die frische Freifläche. Hierbei ist es wichtig, dass zur Zeit des Austriebs und der Blüte ausreichende Besonnung durch den noch ausstehenden Laubaustrieb der Gehölze gegeben ist. Im Sommer sollte eine ausreichende Beschattung durch ein Blätterdach vorhanden sein. Das Laub der unterpflanzten Gehölze kann als Schutzschicht auf der mit Scilla bepflanzten Fläche liegen bleiben, wenn es sich um gut zersetzbares Laub handelt. Eine Düngung sollte auf kargen Böden in Form von Kompost oder organischem Dünger einmal pro Jahr erfolgen. Häufige Störungen in Form von Trittbelastung oder mechanischer Belastung, z.B. durch Hacken sollte unterlassen werden. Neupflanzungen von Scilla siberica erfolgen im Herbst bis frühen Winter, wie bei Frühlingsgeophyten üblich. Die gesamte Pflanze ist ungenießbar und giftig.



Auf einen Blick

1.20 Schattengeflüster, 5.5 Kaukasushügel
Ukraine, Kaukasus, Bosnien, Kl.-Asien, Zentral- bis Südrussland, naher Osten, Europa
GeophytStauden im weiteren Sinne, die mit Hilfe unterirdischer Erneuerungsknospen (Knolle oder Zwiebel) die ungünstige jahreszeitliche Extreme wie Hitze oder Sommertrockenheit überdauern
Zwiebelgestauchter Sproß mit verdickten, speichernden Niederblättern bei Erdpflanzen
10-15cm hoch, nickende Blüten, versamend, Brutzwiebeln bildend
Massenblüher, verwildernd zu Scilla-Wiesen, Nektar beliebt bei Bienen, Stinzenpflanze (Historische Kostbarkeit), Symbiose mit Ameisen für Samenverbreitung (Elaiosom)

Wissenschaftliche Informationen

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Scilla siberica Haw. ex Andrews
Hyacinthaceae (Hyazinthengewächse)
Scilla
siberica
'Taurica', 'Alba', 'Spring Beauty'
Blausternchen, S. sibirica

Standort

GR2Gehölzrand, frischer Boden, Fr2Freifläche, frischer Boden, Fr2-bFreifläche, frischer Boden mit beetstaudenähnlichem Charakter
sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang, absonnigNordseiten von Gebäuden und Innenhöfe mit hellen Wänden sowie unverschattete Nordhänge, lichtschattigSchattenwurf durch lückigen Baumbestand oder kurze Abfolgen sonniger und schattiger Phasen, halbschattigBesonnt von Sonnenaufgang bis 11 Uhr, 8 bis 12 Uhr, zwischen 10 und 14 Uhr 2,5h, von 12-16 Uhr oder von 13 Uhr bis Sonnenuntergang.
sommertrocken, feuchtpF 2,9-2,2, mäßig feuchtpF 3,0, frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0
humoshoher Anteil organischer Substanz, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm, tiefgründigA- und B-Horizont des Bodens ohne verfestigte Schichten oder größere Gesteine
pH 5-8
5avon −28,8 °C bis −26,2 °C
CSR-StrategeKonkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen sind dauerhafte, relativ niedrige, mäßig wüchsige, nicht verdrängende, relative störungstolerante, häufig Ausläufer treibende oder Rosetten bildende Arten mit bodennahen Erneuerungsknospen und moderater Standortanpassung
IIin kleinen Trupps von 3-10 Pflanzen gruppieren

Verwendung

geeignet als Unterpflanzung von (sommergrünen) Gehölzen z.B. als Kontrastpflanze zu Forsythia, in schütteren Rasenflächen und Wiesen, auf reifen Böden rasche Ausbreitung durch Aussaat und Brutzwiebeln
giftig
Nein, nicht duftend
Nektar für Bestäuber
Scilla-Wiese im April
vegetative Ausbreitung durch Brutzwiebeln, Massenaussaat auch mithilfe von Ameisen (Elaiosom)
kein Rückschnitt der Blüten wenn Aussaat erwünscht, Blätter bis zur Vergilbung stehen lassen, Staunässe vermeiden, bei kargen Böden Düngung erforderlich, Falllaub als Schutz liegen lassen, wenig Trittbelastung, Neupflanzungen im Herbst

Blätter

Blattaufbau Scilla siberica
2-4 lanzettliche, schmal spatelige oder schmal spießförmige Blätter, kappenförmige Spitze, grasgrün, Spreite mit Blattgrund an Sprossachse anliegend, 10-20mm Breite
vorsommergrünim Vorfrühling austreibend, blühend und als Anpassung an Licht- und Wassermangel bereits im Sommer wieder einziehend. Meist mit Zwiebel, Knolle oder Wurzelstock
Nein

Blüte

Blütenaufbau mit Samenkapselansatz
1-4 hängende Blütenglöckchen (leicht sternförmig) mit dunklem Mittelstreifen, 10-15cm hoch, azurblau
März, April
Autogamie - SelbstbestäubungBefruchtung einer Blüte durch eigenen Pollen, Melittophilie - BienenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Bienen und Hummeln, Myophilie - FliegenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Diptera (Fliegen und Mücken)
blau

Frucht

Samenkapsel Mitte April
Kapsel, trockene Streufrucht mit Samen, Besonderheit Elaiosom: Samen tragen weißes, nährstoffhaltiges Anhängsel, welches zur Verbreitung durch Ameisen (Symbiose) beiträgt
April, Mai, Juni
Mai, Juni

Wurzel­system

ZwiebelÜberwinterung in einer unterirdischen Zwiebel

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

NeophytPflanzen die nach 1492 (Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus) bewusst oder unbewusst in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen, Rote-Liste-Deutschland Gefährdungsstatus: ungefährdet
Geöffnete Samenkapsel, April

Verfasser / Literatur

Hannah Victoria Yates
Hannah Victoria Yates
  • Geyer, Hans-Jürgen (1984-2021): Datenbank kultivierter Stauden in Mittel- Europa. Online verfügbar unter https://www.uni-due.de/ginkgo/stauden/index.htm, zuletzt geprüft am 08.11.2021.
  • Staudengärtnerei Gaißmayer GmbH & Co. KG (o.J.): Zwiebel-Fibel, Blumen aus Zwiebeln und Knollen. Scilla siberica. - Illertissen.
  • Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin (2020): Katalog, Das Staudenhandbuch für den Pflanzenliebhaber. Scilla siberica. - Sulzburg-Laufen
  • FloraWeb (2022): Scilla siberica Haw. - Lebensraum und Ökologie. - , zuletzt eingesehen am 12.04.2023.
  • FloraWeb (2022): Scilla siberica Haw. - Biologische Merkmale. - , zuletzt eingesehen am 12.04.2023
  • InfoFlora (2023): Scilla siberica Haw. - , zuletzt eingesehen: 12.04.2023
  • UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (o.J.): Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. Scilla siberica Haw. ex Andrews. - , zuletzt eingesehen: 12.04.2023
  • Jelitto, Leo, Wilhelm Schacht (1963): Die Freiland-Schmuckstauden. Beschreibung, Kultur und Verwendung der gesamten winterharten Schmuckstauden in zwei Bänden. – Stuttgart: Eugen Ulmer. Satz und Druck: C.H. Beck’sche Buchdruckerei Nördlingen.
  • eFloras (o.J.): Scilla siberica Haw. - , zuletzt eingesehen: 12.04.2023
  • Taxonomy browser. Nih.gov. (o. J.) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/guide/taxonomy/, zuletzt aufgerufen: 03.05 .2023
  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (o.J.): Rote Liste Farn- und Blütenpflanzen (Tracheophyta) (Stand 2018). , zuletzt aufgerufen am 19.04.2023
1 / 6Blütenaufbau mit Samenkapselansatz
2 / 6Habitus Scilla siberica
3 / 6Blattaufbau Scilla siberica
4 / 6Scilla-Wiese im April
5 / 6Geöffnete Samenkapsel, April
6 / 6Samenkapsel Mitte April