Robinia pseudoacacia 'Tortuosa'

J. Gabler
Schnellüberblick

Deutscher Name: Korkenzieher-Robinie 'Tortuosa'

Wissenswertes

Die Robinie hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in den Appalachen und in den Ozark-Mountains im Osten der USA, wo sie in einem sommerwarmen und humiden Klima mit Niederschlagsmengen weit über 1000 Millimeter pro Jahr gedeiht. Da die Robinie jedoch eine große Standortamplitude aufweist und auch mit schwierigen Bodenverhältnissen zurechtkommt, hat sie sich in einigen Teilen der Welt, unter anderem bei uns in Mitteleuropa stark ausgebreitet und wird teilweise als invasiv betrachtet. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit macht die Robinie, gerade im innerstädtischen Grün, zu einem wertvollen Baum der Zukunft.

Die Sorte ‘Tortuosa’ wächst zu einem mittelgroßen, malerischen Baum heran, welcher durch seinen korkenzieherartigen Wuchs besticht und im Alter eine schirmförmige Krone ausbildet. Meist wird diese Sorte acht bis zehn Meter hoch, in seltenen Fällen höher. Die Höhe richtet sich auch nach der gewählten Veredelungsunterlage, welche in der Stammhöhe variabel sein kann. Demnach können manche Exemplare auch von der Basis aus verzweigt sein, was vom Habitus an einen Großstrauch erinnert. Solche mehrstämmigen Exemplare sind für die Pflanzenverwendung besonders interessant, da sie sich in vielen Garten -und Parksituation als besonderer Solitär einsetzen lassen und als Blickfang dienen. Die Sorte ist vor allem im Alter windbruchgefährdet und sollte an einem windgeschützten Standort gepflanzt werden. Die wechselständigen, unpaarig gefiederten Blätter bleiben im Herbst lange haften und werden schließlich mit einer gelben Herbstfärbung abgeworfen. Im Unterschied zur Art, sind die Blätter von R. ‘Tortuosa‘ meist kleiner, hängend und oft drehwüchsig. Auch die Nebenblattdornen sind nur selten vorhanden. Die Borke ist in Längsrichtung tief gefurcht und hat eine markante, geflochten wirkende Struktur, die neben der winterlichen Silhouette für die Attraktivität der Sorte in der kalten Jahreszeit sorgt. Des Weiteren dient die raue Borke manchen Vogelarten als Nistmöglichkeit, so bauen zum Beispiel Wald- und Gartenbaumläufer ihre Nester in tiefe Furchen und Höhlen in der Borke. Die weißen, an bis zu 30 cm langen Trauben hängenden Schmetterlingsblüten erscheinen zwischen Ende Mai und Anfang Juni und machen die Korkenzieher-Robinie zu einer Augen -und Bienenweide. Leider blüht Korkenzieher-Robinie nur selten.


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R. ‘Tortuosa‘ stellt kaum Ansprüche an den Boden, sie meidet jedoch stark verdichtet und staunasse Böden, auch Überschwemmung verträgt sie nicht. Ein weiterer limitierender Faktor ist das Licht, denn die Korkenzieher-Robinie ist äußerst licht -und wärmebedürftig. Im Gegensatz zur Art, legt diese Sorte aber auch in voller Sonne ein deutlich langsameres Wachstum an den Tag. Besonders wichtig ist ihre Fähigkeit Luftstickstoff zu binden. Dies geschieht durch eine Symbiose mit den sogenannten Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium, die den Luftstickstoff für die Pflanze verfügbar machen und diesen in den Wurzelknöllchen speichern. Dadurch kann die Korkenzieher-Robinie auch sehr nährstoffarme und anthropogen gestörte Böden besiedeln und die Bodenfruchtbarkeit auch für folgende Arten langfristig verbessern. Auch das Laub der Sorte, welches sich am Boden schnell zersetz und sehr stickstoffreich ist, trägt zur Aufwertung der Bodenqualität bei. Die Veredlungsunterlage kann Wurzelausläufer ausbilden. Diese Triebe entsprechen der Art und sind als Wildtriebe zu entfernen.

Der Gattungsname Robinia wurde von Carl von Linné zu Ehren des französischen Hofgärtners Jean Robin vergeben, welcher 1601 nachweislich die ersten beiden Robinien in Frankreich pflanzte. Das Artepitheton pseudoacacia weist auf die Ähnlichkeit zu den echten Akazien, Acacia-Arten hin. Der Sortenname ’Tortuosa‘ leitet sich vom lateinischen tortuosus für gedreht ab. Besonders R. ‘Tortuosa‘ erinnert mit ihrer Schirmförmigen Krone und dem gedrehten Wuchs an die echten Akazien aus der Savanne. Die Sorte wurde um das Jahr 1813 in Frankreich gefunden. Es sind außerdem noch weitere Klone dieser Sorte bekannt. So zum Beispiel die Sorten ‘Tortuosa Nana‘, welche noch kleinwüchsiger ist und ‘Tortuosa Microphylla‘ mit einem deutlich kleineren Blatt, leider sind bei Sorten nur äußerst selten zu finden.

Auf einen Blick

1.19 Malus & Prunus
Sorte wurde 1813 in Frankreich gefunden, parentale Art stammt aus dem Osten der USA
Gehölz
Mittelgroßer Baum15-20m

Wissenschaftliche Informationen

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Robinia pseudoacacia 'Tortuosa'
Fabaceae (Hülsenfrüchtler)
Robinia
pseudoacacia

Standort

3Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen.1robuste, stadtklimaverträgliche Gehölze, mäßig trocken bis frisch, schwach sauer bis alkalisch, nährstoffreich, kein Sand oder Ton.2sonnig bis lichtschattig, wärmeliebend, meist frosthart.6Kleinstrauch > 0,5 m
vollsonnigLichteinfluss von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang
frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0, trockenpF 6,5-4,1
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, humoshoher Anteil organischer Substanz, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, sandigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 0,063 und 2mm, stellt keine besonderen Ansprüchegedeiht auf den meisten Gartenböden problemlos
pH 4-7, 7,5-8
6avon −23,3 °C bis −20,5 °C

Verwendung

als attracktiver Solitär in Parks und Gärten, schöner Winteraspekt durch korkenzieherartige Äste, besonders schön sind mehrstämmige Exemplare
giftig
süßer Duft zur Blütezeit, blüht selten
Ja, duftend
bildet Ausläufer, allerdings weniger als die Art
verlangt einen windgeschützten Standort, vor allem im Alter zunehmende Totholzbildung und Gefahr durch Windbruch

Blätter

wechselständig, unpaarig gefiederte Blätter, bis 20 cm lang, oft drehwüchsig, hängend, spät austreibend, späte Herbstfärbung, gelblich, Blätter sind giftig
lange haftendnach dem Verlagern von Reservestoffen aus den Blättern in Speicherorgane wird kein ausgeprägtes Trenngewebe gebildet, sodass die Blätter zwar von der Versorgung entkoppelt, aber nicht vollständig abgestoßen werden und an der Pflanze haften, bis sie bei Neuaustrieb abgestoßen werden, laubabwerfendLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr, sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr, spät austreibenddiese Pflanzen treiben besonders spät aus
Ja

Blüte

Schmetterlingsblütler, blüht ab Ende Mai/Anfang Juni, intensiver süßer Duft, diese Sorte blüht leider selten zwittrig
Mai, Juni
Melittophilie - BienenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Bienen und Hummeln
weiß

Frucht

5-10cm lange, braune Hüslenfrüchte, über Winter am Baum hängend (Wintersteher), giftig, wegen häufig ausbleibender Blüte keine Früchte Hülsenfrucht
September, Oktober

Borke / Rinde

tiefgefurchte, längsrissige, geflochten wirkende Borke

Wurzel­system

Flachwurzler
niedrigdie Pflanze breitet sich höchstens verträglich aus und lässt sich einfach vergesellschaften

Jahreszeiten

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

niedriger, bizarr geformter Ast
Nebenblattdornen und Blattnarbe im November

Verfasser / Literatur

Marcel Schönwald
Marcel Schönwald
  • Lorenz von Ehren [Hrsg.] (2018): Lorenz von Ehren. Baumschule Lorenz von Ehren GmbH & Co. KG - Hamburg.
  • Roloff, A., Bärtels, A. (2018): Flora der Gehölze- Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. 5. Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
  • Warda, Hans- Dieter (2020): Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze. 4.Auflage; Bad Zwischenahn: Bruns Pflanzen Export Gmbh
  • https://www.lwf.bayern.de/biodiversitaet/biologische-vielfalt/265012/index.php (zuletzt eingesehen am 16.11.2022)
  • https://www.lwf.bayern.de/waldbau-bergwald/waldbau/248795/index.php (zuletzt eingesehen am 15.11.2022)
  • https://www.youtube.com/watch?v=8Sh2YxWbpco (zuletzt eingesehen am 15.11.2022)
  • https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/kurzportrait-robinie(zuletzt aufgerufen am 17.11.2022)
  • Lisebach, M., Jablonski, E. (2021): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Nr.106. S.63-92.
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