Robinia pseudoacacia
Deutscher Name: Robinie
Wissenswertes
Die Robinie hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in den Appalachen und in den Ozark-Mountains im Osten der USA, wo sie in einem sommerwarmen und humiden Klima mit Niederschlagsmengen weit über 1000 Millimeter pro Jahr gedeiht. Da die Robinie jedoch eine große Standortamplitude aufweist und auch mit schwierigen Bodenverhältnissen zurechtkommt, hat sie sich in einigen Teilen der Welt, unter anderem bei uns in Mitteleuropa stark ausgebreitet und wird teilweise als invasiv betrachtet. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit macht die Robinie, gerade im innerstädtischen Grün, zu einem wertvollen Baum der Zukunft.
Robinia pseudoacacia wächst zu einem stattlichen Baum heran und kann bis zu 25 Meter hoch werden, dabei ist sie locker verzweigt und besitzt einen unregelmäßigen, teils bizarren Kronenaufbau. Oft kommt die Robinie auch als mehrstämmiger Baum vor. Die Art ist vor allem im Alter windbruchgefährdet. Die wechselständigen, unpaarig gefiederten Blätter bleiben im Herbst lange haften und werden schließlich mit einer gelben Herbstfärbung abgeworfen. Auch im Winter lässt sich die Art, aufgrund ihrer kantigen Triebe und der paarweise angeordneten Nebenblattdornen sicher bestimmen. Die Borke ist in Längsrichtung tief gefurcht und hat eine markante, geflochten wirkende Struktur, die neben dem bizarren Wuchs und den Samenschoten, die im Winter am Baum hängen bleiben, für die Attraktivität der Art in der kalten Jahreszeit sorgt. Des Weiteren dient die raue Borke manchen Vogelarten als Nistmöglichkeit, so bauen zum Beispiel Wald- und Gartenbaumläufer ihre Nester in tiefe Furchen und Höhlen in der Borke. Die weißen, an bis zu 30 cm langen Trauben hängenden Blüten erscheinen zwischen Ende Mai und Anfang Juni und machen die Robinie zu einer Augen- und Bienenweide. Bei Honig- und Wildbienen sind der Nektar und der Pollen von R. pseudoacacia äußerst beliebt, dabei ist insbesondere der Pollen ökologisch bedeutsam, da er als Nahrungsquelle dient und für die Versorgung der Brut entscheidend ist. Die große Beliebtheit der Robinie bei den Bienen, hat sich der Mensch zu Nutze gemacht. In vielen Gegenden der Welt wird heute Robinienhonig produziert, welcher zumeist als Akazienhonig verkauft wird. Auch olfaktorisch ist eine blühende Robinie, vor allem in Gruppen oder als Allee gepflanzt, ein großes Vergnügen. Zur Blütezeit ist die Luft dann von einem süßen Duft erfüllt. Hinzu kommt die beeindruckende Geräuschkulisse der nektarsammelnden Wildbienen.
Wissenswertes (mehr)
R. pseudoacacia stellt kaum Ansprüche an den Boden, sie meidet jedoch stark verdichtete und staunasse Böden, auch Überschwemmung verträgt sie nicht. Ein weiterer limitierender Faktor ist das Licht, denn die Robinie ist äußerst licht -und wärmebedürftig. Besonders wichtig ist ihre Fähigkeit Luftstickstoff zu binden. Dies geschieht durch eine Symbiose mit den sogenannten Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium, die den Luftstickstoff für die Pflanze verfügbar machen und diesen in den Wurzelknöllchen speichern. Dadurch kann die Robinie auch sehr nährstoffarme und anthropogen gestörte Böden besiedeln und die Bodenfruchtbarkeit auch für folgende Arten langfristig verbessern. Auch das Laub der Art, das sich am Boden schnell zersetzt und sehr stickstoffreich ist, trägt zur Aufwertung der Bodenqualität bei. Die Robinie vermehrt sich aber auch vegetativ über Wurzelausläufer. So lässt sie sich gut zur Befestigung von Halden und Böschungen verwenden. Außerdem weist die Art in den ersten Jahren ein starkes Wachstum auf. R. pseudoacacia ist demnach eine klassische Pionierbaumart und eine wichtige Art für die Ingenieurbiologie. Gleichzeitig sorgen diese Eigenschaften auch für das invasive Potential der Robinie. Schutzwürdige Biotope wie zum Beispiel Magerrasen können schnell von der Art besiedelt und somit zerstört werden. Dies macht die Robinie in Europa nicht unumstritten. Robinienholz erfreut sich in der holzverarbeitenden Industrie großer Beliebtheit. Es ist äußerst witterungsbeständig und hat auch ohne Imprägnierung eine hohe Beständigkeit im Boden, weshalb es oft im Erd- und Wasserbau Verwendung findet. Aber auch von Tischlern und Dreschlern wird das Holz gern verarbeitet, deshalb ist die Art auch einer der am häufigsten verwendeten Plantagenbäume weltweit.Der Gattungsname Robinia wurde von Carl von Linné zu Ehren des französischen Hofgärtners Jean Robin vergeben, welcher 1601 nachweislich die ersten beiden Robinien in Frankreich pflanzte. Das Artepitheton pseudoacacia verweist auf die Ähnlichkeit zu den echten Akazien, Acacia-Arten. Häufig verwendete Sorten sind die Kugelrobinie R. ‘Umbraculifolia‘, welche sich ausgesprochen gut für kleine Plätze und Gärten eignet. Sowie R. ‘Bessoniana‘, die dichter verzweigt als die Art und dornenlos ist und oft als Straßenbaum Verwendung findet und R. ‘Tortuosa‘ mit ihrem malerischen, korkenzieherartigen Wuchs. Ein schönes Exemplar dieser Sorte ist in unserem botanischen Garten zu sehen.
Auf einen Blick
1.1 Taxus und Ilex | |
Osten der USA | |
Gehölz |
Wissenschaftliche Informationen
Robinia pseudoacacia L. | |
Fabaceae (Hülsenfrüchtler) | |
Robinia | |
pseudoacacia | |
'Bessoniana', 'Pyramidalis', 'Culoteoides', 'Frisia', 'Rectissima', 'Tortuosa', 'Semperflorens', |
Standort
6.1.3.2 | |
vollsonnig, sonnig | |
frisch, mäßig trocken, trocken | |
durchlässig, humos, nährstoffreich, Rohböden, sandig, stellt keine besonderen Ansprüche | |
pH 4-7, 7,5-8 | |
6a |
Verwendung
beliebter und sehr robuster Park -und Straßenbaum, besonders für das innerstädtischen Grün geeignet, stadtklimafest und salzresistent, Pioniergehölz, wertvoll für die Ingenieurbiologie | |
giftig | |
süßer Duft zur Blütezeit | |
Ja, duftend | |
Nein, nicht schnittverträglich | |
bildet Ausläufer | |
verlangt einen windgeschützten Standort, vor allem im Alter zunehmende Totholzbildung und Gefahr durch Windbruch |
Blätter
wechselständig, unpaarig gefiederte Blätter, 20 bis 30cm lang, spät austreibend, späte Herbstfärbung, gelblich, Blätter sind giftig | |
lange haftend, laubabwerfend, sommergrün, spät austreibend | |
Ja |
Blüte
Schmetterlingsblütler, blüht ab Ende Mai/Anfang Juni, intensiver süßer Duft zwittrig | |
Mai, Juni | |
Melittophilie - Bienenbestäubung | |
weiß |
Frucht
5-10cm lange, braune Hüslenfrüchte, über Winter am Baum hängend (Wintersteher), giftig Hülsenfrucht | |
September, Oktober |
Borke / Rinde
tiefgefurchte, längsrissige, geflochten wirkende Borke |
Wurzelsystem
Flachwurzler | |
hoch |
Jahreszeiten
Besonderheiten / Zusätzliche Daten
Verfasser / Literatur
Marcel Schönwald | |
Marcel Schönwald | |
|