Quercus ilex
Deutscher Name: Stein-Eiche
Synonyme: 2 Unterarten: Quercus ilex ssp. ilex = Quercus gramuntia (L.), Quercus ilex var. gramuntia L. LOUDON; Quercus ilex ssp. rotundifolia (LAM.) O. SCHWARZ EX TAB: MORAIS = Quercus ballota (DESF.), Quercus ilex ssp. ballota (DESF.) SAMP.
Wissenswertes
In den Achtziger Jahren zog diese Stein-Eiche mit vielen anderen wärmeliebenden Gehölzen in die Innehöfe unseres Hochschulcampus ein. Hier strahlen die Gebäude ausreichend Wärme ab und puffern die gelegentlichen Winterextreme des Weserberglands. Die Stein-Eiche bildet mit der nach ihr benannten Pflanzengesellschaft Quercetum ilicis die natürliche potentielle Vegetation des mediterranen Beckens. Ihre Verbreitung reicht dabei von der nördlichen Mediterraneis von Portugal bis an die Schwarzmeerküste der Türkei und im Süden in disjunkten Arealen von Marokko bis nach Tunesien. Quercus ilex wird oft in die Unterarten Quercus ilex ssp. ilex und Quercus ilex ssp. rotundifolia aufgeteilt, wobei hier strittig ist, ob es sich um Unterarten oder eigene Arten handelt. Quercus ilex ssp. ilex ist auf dem Festland und den Inseln in der nördlichen, humideren Mediterraneis von Südfrankreich bis an die Schwarzmeerküste der Türkei in Höhenlagen von 50 - 1100 m verbreitet. Quercus ilex ssp. rotundifolia kommt natürlich in den luft- und bodentrockeneren Gebieten Spaniens und in der südlichen Mediterraneis von Marokko bis Tunesien und den zugehörigen Inseln in Höhen bis 1800 m vor. Die Gebiete Nordwestspaniens, Cataloniens, Languedoc und die Provence beherbergen intermediäre Morphotypen, wobei sich die Unterarten neben Frucht und Wuchs hauptsächlich durch die Blätter unterscheiden lassen. Quercus ilex ssp. ilex zeigt längliche bis lanzettliche Blätter mit 7-14 Seitennerven und bis 10 mm langem Blattstiel und ganzrandigem oder fein gesägtem Blattrand. Quercus ilex ssp. rotundifolia zeigt meist rundliche bis elliptische oder lanzettliche Blätter mit 5-8 Seitennerven. Junge Blätter sind meist dornzähnig und der Blattstiel ist maximal 8 mm lang. Quercus ilex gilt als Typus-Art für Sklerophyllie als morphologische Anpassung an Trockenstress und starke UV-Einstrahlung, da das verdickte Sklerenchym die Transpiration verringert. Die Blattunterseite ist dicht filzig behaart, wodurch sie einfach von den ähnlichen Steinlinden der Gattung Phyllirea und der Kermes-Eiche Quercus coccifera unterschieden werden kann. Es ist naheliegend, dass der Blattdimorphismus der Unterarten aus der Anpassung an die unterschiedlichen Klimate der Verbreitungsgebiete entstanden ist. Natürliche, frei wachsende Stein-Eichenwälder gelten als stabile Klimaxassoziationen, in denen lediglich alte Bäume absterben und junge Bäume nachwachsen. Solche Primärwälder kommen lediglich als Reliktbestände in unzugänglichen Gebieten vor. Häufig und weit verbreitet sind dagegen die Degradationsstufen des Quercetum ilicis, Macchia und Garrigue. Hier spielt vor allem der anthropogene Einfluss durch Beweidung und Kahlschlag, aber auch natürliche regelmäßige Feuer eine Rolle, der den dichten, waldartigen Aufwuchs verhindert. Die Macchia ist von dichteren Strauchbeständen mit kaum aufwachsenden Bäumen ohne Kronenschluß geprägt. Moderate Störung führt hier zu noch artenreichen Pflanzengesellschaften. Die Garrigue bildet durch Überweidung mit oder ohne Brand offene, lückige Strauchheiden auf oft erodierenden Böden und ist deutlich artenärmer, beherbergt jedoch andere, ebenso wertvolle Arten wie Primärwald oder Macchia. Steineichenwälder sind in allen Verbreitungsgebieten rückläufig und leiden nicht zuletzt unter aktuellen Klimawandelereignissen mit steigenden Sommertemperaturen und sinkenden Niederschlägen.
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Verschiedene Studien die sich mit paläobotanischer, rezenter und prognostizierter Verbreitung der Steineichenwälder beschäftigen, lassen vermuten, dass sich die Stein-Eichen in Europa natürlich entlang der französischen Atlantikküste, aber auch wie andere Pflanzenarten nach dem Weichsel-Glazial entlang der Grabenbrüche der Mittelmeer-Mjösen-Zone nach Norden bewegen, wo sie derzeit noch von der Flaumeiche Quercus pubescens und der Traubeneiche Quercus petraea abgelöst werden. Hier lässt sich beobachten, dass südlich exponierte Hänge der französischen Causses von Stein-Eiche und nördlich exponierte Hänge von Flaum-Eiche dominiert werden. Begrenzender Faktor bei der Ausbreitung der Stein-Eiche nach Norden ist vor allem die gehemmte Keimrate durch ausbleibende Niederschläge in Spätwinter und Frühjahr, sowie nördlich höhere Winterminima. Grundsätzlich gilt die Stein-Eiche in Mitteleuropa aber als Klimagewinner. In Zukunft wird sie durch das attraktive immergrüne Laub auch in Innenstadtbereichen zum Einsatz kommen, wo ihr Heat-Island-Effekt und Pflanzscheiben mit geringem Substratvolumen nichts ausmachen. Quercus ilex ist äußerst anspruchslos an den Boden und nimmt mit schwach sauren bis stark basischen und steinigen, trockenen Böden vorlieb. Langsamwachsend aber zuverlässig erreicht sie ein hohes Alter von über 1000 Jahren. Die passende Unterpflanzung mit Stauden kann vom Quercetum ilicis inspiriert aus Euphorbia characias, Helleborus foetidus, Farnen der Gattung Poypodium, zahlreichen Geophyten der Gattungen Arum, Anthericum, Crocus und Hepatica, aber auch Gräsern wie Carex und Festuca bestehen. Südexponiert und vor allem unter noch schmalkronigen Jungbäumen entstehen auch sehr naturnahe Bilder durch die Verwendung von Iris, Asphodelus, Echium, Sedum oder Teucrium auf mineralischen Böden oder Mulchauflagen, die mit ihrem glaucen Laub den mediterranen Charakter der Stein-Eiche untermalen. Eine solche Pflanzung ist nicht nur klimaresilient und pflegeextensiv sondern auch ökologisch wertvoll, da Pollen und Nektar für Insekten geboten wird. In den Ländern des Mittelmeers wird das Fleisch der zur Weide in die Eichen-Haine getriebenen Schweine als Delikatesse geschätzt. Das Holz ist hochwertig und wird im Möbelbau und zum Heizen verwendet. So manch mediterraner Garten hat eine Stein-Eiche als Hausbaum.
Auf einen Blick
2.1 Staudenhof | |
Mittelmeergebiet; mediterrane und teilw. submediterrane Zone, Portugal bis Türkei und Marokko bis Tunesien, Typusform sklerophyller Wälder (Quercetum ilicis) und deren Degradationsstufen Macchia und Garrigue | |
Gehölz | |
Großstrauch, Mittelgroßer Baum |
Wissenschaftliche Informationen
Quercus ilex L. | |
Fagaceae (Buchengewächse) | |
Quercus | |
Unterarten: Quercus ilex ssp. ilex, Quercus ilex ssp. rotundifolia | |
2 Unterarten: Quercus ilex ssp. ilex = Quercus gramuntia (L.), Quercus ilex var. gramuntia L. LOUDON; Quercus ilex ssp. rotundifolia (LAM.) O. SCHWARZ EX TAB: MORAIS = Quercus ballota (DESF.), Quercus ilex ssp. ballota (DESF.) SAMP. |
Standort
6.2.1.3 | |
vollsonnig, sonnig, absonnig, lichtschattig, halbschattig | |
sommertrocken, frisch, mäßig trocken, trocken, sehr trocken | |
durchlässig, felsig, flachgründig, humos, lehmig, nährstoffarm, schluffig, skelettreich, steinig, stellt keine besonderen Ansprüche | |
pH 6,5-9 | |
8a |
Verwendung
immergrüner Straßenbaum für hitzegefährdete Innenstadtbereiche für Pflanzsituationen mit geringem Substratvolumen, für Parks und Gärten in klimatisch begünstigten Lagen und Innenhöfen | |
wichtige Baumart mediterraner Hartlaubwaldgesellschaften und damit Habitat und Futterpflanze vieler bedrohter Arthropoden und Vertebraten | |
Zu Boden gefallene Eicheln werden rasch von Säugetieren oder Eichelhähern gefressen
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Alte Exemplare, wie diese Steineiche am Cirque de Navacelle in Frankreich, bieten Nistmöglichkeiten |
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Oberirdisches, flach ausgebreitetes Wurzelwerk auf felsigen Böden wirkt der Erosion entgegen und wird gerne von Säugetieren zum Graben von Höhlen genutzt |
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Ja, schnittverträglich | |
Verbreitung über Eicheln durch Vögel und Säugetiere | |
kaum Pflege nötig, junge Exemplare benötigen in klimatisch ungünstigen Gebieten einen Winterschutz |
Blätter
Blattoberseite |
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skleromorphe Blätter mit stark entwickeltem Sklerenchym, Blätter ledrig, stark variabel, 2-9 cm, schmal elliptisch, eiförmig-lanzettlich, bis fast rundlich, spitz oder stumpf, Basis breit keilförmig, ganzrandig oder weitläufig bis eng gezähnt, oberseits dunkelgrün bis grün-glänzend, unterseits dicht filzig bis gräulich behaart, Stiel 0,9-1,5 cm lang. | |
immergrün |
Blüte
monözisch | |
April, Mai | |
gelb |
Frucht
Herabgefallene Früchte werden sofort von Tieren gefressen, sodass oft nur die Kupula übrig bleibt |
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länglich-eiförmig bis fast rundlich, 2-3,5 cm lang, zu 1-3, meist gestielt, zur Hälfte von becherförmiger Kupula umgeben, Schuppen dünn, angedrückt | |
Oktober |
Borke / Rinde
einjährige Triebe dicht filzig behaart oder glatt, im 2. Jahr kahl. Rinde lange glatt bleibend, graubraun bis dunkelbraun, klein gefeldert, dünn, unempfindlich gegen mechanische Beschädigung |
Wurzelsystem
Flachwurzler, Hauptwurzeln tiefgehend, oberflächennah ausgebreit, stark verzweigt | |
die Art gedeiht am Naturstandort auf felsigen Böden und verankert sich mit den Wuzeln in Felsspalten |
Jahreszeiten
Graulaubig während Citrus trifoliata bereits gelb färbt |
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Dezember am Naturstandort mit Erica arborea im Vordergrund, Cirque de Navacelles |
Besonderheiten / Zusätzliche Daten
Laub der intermediären Morphotypen im gemeinsamen Verbreitungsgebiet von Quercus ilex ssp. ilex und Quercus ilex ssp. rotundifolia auf einer Strecke von 50 m auf dem Cirque de Navacelles, Frankreich |
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Blattunterseite des Exemplars im Botanischen Garten |
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Laubdiversität mit Zweigen und Knospen |
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Hain aus Stein-Eichen im Winter |
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Winterliche Steineichenwälder (Quercetum ilicis) an einem Dezembermorgen mit den immergrünen Arten Arbutus unedo, Phyllirea latifolia und Juniperus oxycedrus in den französischen Causses bei Pégairolles-de-Buèges |
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Übergangsform der Macchia zur Garrigue mit den immergrünen Arten Quercus ilex, Phyllirea latifolia und Cedrus atlantica sowie Prunus mahaleb, Pistacia terebinthus und Amelanchier ovalis, Cirque de Navacelles, Frankreich |
Verfasser / Literatur
Jessica Gabler | |
Jessica Gabler | |
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