Polypodium vulgare
Deutscher Name: Gewöhnlicher Tüpfelfarn
Synonyme: Gemeiner Tüpfelfarn, Engelsüß
Wissenswertes
Polypodium vulgare, auch Gewöhnlicher Tüpfelfarn genannt, ist ein kleiner, anpassungsfähiger und robuster Farn, der in unseren heimischen Wäldern zu finden ist. Der Gewöhnliche Tüpfelfarn ist weit verbreitet und im ozeanisch beeinflussten, warmen bis kühlen Europa, Asien, Nordamerika und Südafrika zu finden. Dort beschränkt sich sein Verbreitungsgebiet auf kolline bis subalpine Felsen und Wäldern, Abbruchkanten von bewaldeten hohen Sandbergen sowie sonnige und windige Dünenzüge. In den Alpen ist er bis auf 2000 Meter zu finden. Die mühelose Besiedlung von schattigen Mauern und Felsen sowie der epiphytische Wuchs auf Bäumen in feuchten Bergwäldern stellt die Anpassungsfähigkeit des Tüpfelfarnes unter Beweis. Der trockenheitsverträgliche Farn wird, mit Blick auf den Naturstandort, gerne für die Bepflanzung von halbschattigen bis schattigen Natur- und Steingärten verwendet. In beschatteten Heidepflanzungen oder unter tiefwurzelnden Gehölzen, auf Mauerfugen, Baumstümpfen oder in Trögen überzeugt er als anspruchsloser Bodendecker in kleineren und größeren Beständen. Polypodium vulgare bevorzugt dabei durchlässige, humose, frische und saure Böden. Der Habitus des Farnes zeichnet sich durch einen bogig-ausladenden Wuchs und ein kräftiges, kriechendes Rhizom aus, das die langsame Verbreitung und Bildung von dichten Horsten begünstigt. Während der Farn eine Höhe von 20 bis 40 Zentimetern erreichen kann, wird das Rhizom bis zu 40 Zentimeter lang. Die 20 bis 30 Zentimeter langen, fiederteiligen Wedel des Tüpfelfarnes können an geeigneten Standorten, wie in Gewässernähe, Längen von bis zu 60 Zentimetern erreichen. Junge und erwachsene Wedel können anhand ihrer Ausrichtung unterschieden werden. Während junge Wedel meist nahe des Bodens liegen, ist die Anordnung von erwachsenen Wedeln vorwiegend aufrecht. Alte Wedel werden am glatten, runden Stiel vom Wurzelstock abgetrennt. Die dunkelgrüne, derbe Oberfläche der Spreite wird von einer glatten, schlanken und eingesunkenen Rachis geprägt. Der länglich-lanzettliche Umriss zeichnet sich durch stumpfe bis leicht spitze, ganzrandig bis gesägt oder gezähnt-gekerbte Fiederabschnitte aus. Die Sori des Farnes sind auf der rückseitigen Fläche der Wedel in ein bis zwei Reihen in das Gewebe eingesenkt und somit oberseits sichtbar. Der Gewöhnliche Tüpfelfarn lässt sich durch Sporen und die Teilung der Rhizome vermehren.
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Polypodium vulgare ist nicht nur eine heimische Wildstaude, sondern auch eine bedeutende Heilpflanze. Das Rhizom enthält Süßstoffe und besitzt daher einen süßlichen Geschmack. Der Farn wird im Volksmund somit auch „Engelsüß“ genannt“. Der Name leitet sich von dem Volksglauben ab, dass Engel dem Menschen den süßen Wurzelstock als Heilmittel gegen den Schlaganfall gebracht haben sollen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stellt der Gewöhnliche Tüpfelfarn ein bedeutendes Heilkraut dar, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. So werden ihm leberstärkende Eigenschaften zugeschrieben. Auch für die Behandlung der Lunge soll er Verwendung finden. Neben der Verwendung als Heilmittel wird er in seltenen Fällen auch als Ersatz für Süßholz verwendet.
Auf einen Blick
3.5 Sichtungsmodule Trockener Schatten | |
ozeanisch beeinflusstes, warmes bis kühles Europa, Asien, Nordamerika und Südafrika, auf kollinen bis subalpinen Felsen und in Wäldern, bis 2000 m, an Abbruchkanten von bewaldeten, hohen Sandbergen, auf schattigen Mauern und Felsen, epiphytisch auf Bäumen | |
Farn | |
kriechender Wurzelstock (Rhizome bildend) | |
kleiner, anpassungsfähiger und robuster Farn, bogig-ausladender Wuchs, 20 bis 40 cm hoch, bildet dichte, ausgedehnte, bodendeckende Horste, kräftiges, wenig verzweigtes und kriechendes Rhizom, bis 40 cm lang | |
Heilpflanze, süßlich schmeckendes Rhizom |
Wissenschaftliche Informationen
Polypodium vulgare L. | |
Polypodiaceae (Tüpfelfarngewächse) | |
Polypodium | |
vulgare | |
'Bifido Multifidum', 'Trichomanoides' | |
Gemeiner Tüpfelfarn, Engelsüß |
Standort
G2, G3, GR2, GR3, St2, St3, FS3, SF2 | |
halbschattig, schattig | |
feucht, mäßig feucht, frisch, mäßig trocken | |
durchlässig, felsig, humos, kiesig, lehmig, nährstoffreich, sandig, skelettreich, steinig | |
pH 5-8 | |
3a | |
CS-Stratege | |
II |
Verwendung
trockenheitsverträglich und anspruchslos, hohe Luftfeuchtigkeit liebend, in halbschattigen bis schattigen Natur- und Steingärten, in beschatteten Heidepflanzungen oder unter tiefwurzelnden Gehölzen, auf Mauerfugen, Baumstümpfen oder in Trögen, als Bodendecker in großen Beständen | |
die Wurzeln | |
Nein, nicht duftend | |
Verbreitung durch langsam kriechendes Rhizom, Vermehrung durch Teilung des Rhizoms oder Sporen |
Blätter
Fiederteilige, dunkelgrüne Wedel |
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fiederteilige Wedel mit glatter, schlanker Rachis, oberseits eingesunken, unterseits vorspringend, erwachsene Wedel aufrecht, junge Wedel liegend, alte Wedel trennen sich vom Wurzelstock ab, glatter, runder Stiel, unten verdickt, länglich-lanzettlicher Spreitenumriss, 20 bis 30 cm lang, in Gewässernähe 40 bis 60 cm lang, Oberfläche dunkelgrün, derb, wellig und ledrig, Fiederabschnitte fiederspaltig, stumpf bis leicht spitz, ganzrandig bis gesägt oder gezähnt-gekerbt, Sori auf der Fläche der Wedel in ein oder zwei Reihen verteilt, in das Gewebe eingesenkt, dann oberseits sichtbar, rund bis oval, Sori ohne Indusium | |
immergrün | |
Nein |
Wurzelsystem
Rhizom | |
kräftiges, wenig verzweigtes und kriechendes Rhizom, bis 40 cm lang, süßlicher Geschmack | |
niedrig |
Jahreszeiten
In Pflanzkombination mit Scilla luciliae |
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Mitte Juni |
Besonderheiten / Zusätzliche Daten
einheimisch, Heilpflanze, schneckenfest | |
Unterseitig eingedrückte Sori oberseits sichtbar |
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Unterseitige Sori |
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Bodendeckende, mattenförmige Horste |
Verfasser / Literatur
Jana Froese | |
Jana Froese | |
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