Ononis spinosa

J. Gabler
Schnellüberblick

Deutscher Name: Dornige Hauhechel

Synonyme: Ononis campestris, Ononis repens subsp. spinosa, Ononis spinosa subsp. spinosa, Ononis vulgaris, Eindorn, Eselskraut, Hauhechel, Heuhechel, Katzendorn, Weiberzorn

Wissenswertes

Bei Ononis spinosa handelt es sich um einen sommergrünen, dornigen Halbstrauch (Chamaephyt), der zwischen 30 und 60 cm, seltener auch bis zu 100 cm hoch werden kann. Dieser Halbstrauch zeichnet sich vor allem durch eine blütenreiche Erscheinung aus, die zahlreiche Bienen- und Schmetterlingsarten anlockt und bereits seit dem Altertum als Heilpflanze geschätzt wird. Die Dornige Hauhechel gehört zu den Hülsenfrüchtlern und geht, wie es für die meisten Leguminosen typisch ist, mit ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit stickstoffbindenden Bakterien (Rhizobium) ein und trägt so zur Bodenfruchtbarkeit bei. Darüber hinaus geht Ononis spinosa auch eine Symbiose mit Pilzwurzeln (arbuskuläre Mykorrhiza) ein und steht mit diesen ebenfalls im Nährstoffaustausch. Die arbuskuläre Mykorrhiza dient hier vor allem der Nährstoffversorgung der Pflanze mit Phosphaten. Der Gattungsname leitet sich aus dem griechischen Wort onos für Esel ab und ist vermutlich auf den unangenehmen Geruch der Laubtriebe zurückzuführen. Der Artname spinosa entstammt dem lateinischen Wort spinosus, das übersetzt dornig bedeutet. Der deutsche Name Hauhechel (Heuhechel) ist wiederum auf die Hechel zurückzuführen, - ein landwirtschaftliches kammartiges Gerät, durch das Flachs- oder Hanffasern gezogen wurden - da die Dornen von Ononis spinosa an die nebeneinanderliegenden Metallspitzen der Hechel erinnern. Ihr Volksname Weiberzorn rührt wahrscheinlich daher, dass sich Damen früher mit ihren Röcken in den Dornen der Pflanze verfangen haben. Da es sich bei Ononis spinosa um einen Halbstrauch handelt, verholzen die Triebe im unteren Bereich der Pflanze. Die rötlich-braun gefärbten Stängel bilden hierbei einen attraktiven Kontrast zu den dunkelgrünen Blättern. Die Blätter sind dreizählig gefingert, wobei die Teilblätter oval und ganzrandig unregelmäßig gesägt sind. Das mittlere der drei Teilblätter ist deutlich größer, als die zwei außenliegenden. Die Stängel, Blätter und Blütenkelche der Pflanze sind drüsig behaart. Ihre namensgebenden Sprossdornen sitzen in den Blattachseln und dienen dem Schutz vor Fressfeinden. Die oberen Blätter der Art sind als Trockenheitsanpassung schmaler und auf die Endfieder reduziert, ihr Blattgrund ist hingegen erweitert. Zudem bildet das Gehölz eine Pfahlwurzel aus, die eine Tiefe von bis zu 50 cm erreichen kann, wodurch sie auch längere Phasen der Trockenheit gut übersteht. Ihre etwa 1 cm langen, rosa- bis purpurfarbenen Blüten sitzen zumeist einzeln oder in mäßig dichten Blütentrauben in den Blattachseln. Es handelt sich hierbei um eine Schiffchenblume mit Pumpmechanismus. Das bedeutet, dass der Pollen bei der Bewegung des Schiffchens durch einen Pumpmechanismus zum Bestäuber selbst und auf die Narbe der Blüte befördert wird. Durch häufigeren Besuch derselben Blüte entsteht wiederum ein Klappmechanismus. Die Kelchblätter weisen ansehnliche Strichsaftmale auf, was etwas irreführend sein könnte, da die Pflanze selbst keinen Nektar anbietet, denn alle zehn Staubblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Dennoch sind Bienen die Hauptbesucher der Dornigen Hauhechel, die den Pollen der Pflanze für ihre Brut sammeln. Zu den Bestäubern gehören insgesamt 29 Wildbienenarten, von denen wiederum 19 Arten spezialisiert sind. Hiervon sind zahlreiche Arten bereits als gefährdet oder stark gefährdet bewertet, wie zum Beispiel die Esparsetten-Sandbiene Andrena gelriae, die Große Harzbiene Anthidium byssinum, die Berg-Wollbiene Anthidium montanum, die Waldrand-Mauerbiene Osmia parietina oder die Hufeisenklee-Mauerbiene Osmia xanthomelana, um nur einige zu nennen. Von den Schmetterlingsarten, die sie als Raupenfutterpflanze nutzen, ist der Hauhechel-Glasflügler Bembecia albanensis besonders hervorzuheben, da die Raupen oligophag in den Wurzelstöcken der Hauhechel leben, was bedeutet, dass sie hier in Deutschland ausschließlich auf diese Pflanzengattung spezialisiert sind. Bei der ebenfalls erwähnenswerten Hauhechel-Sonneneule Heliothis ononis handelt es sich um einen Nachtfalter, der neben Ononis spinosa unter anderem auch den Saat-Lein Linum usitatissimum, den Wiesensalbei Salvia pratensis, den Gewöhnlichen-Natternkopf Echium vulgare sowie das Nickende Leimkraut Silene nutans als Raupenfutterpflanze nutzt, aber vom Aussterben bedroht ist.


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Die Dornige Hauhechel kommt zumeist auf kalkhaltigen, wechseltrockenen Lehmböden vor und gilt als Magerkeitszeiger. So besiedelt sie beispielsweise sonnige Halbtrockenrasen, trockene Weiden und brachliegende Wiesen, Dämme und Wegböschungen. An den Küsten Westeuropas siedelt Sie auch in Dünen und kalksteinhaltigen Steilküsten mit geringer Substratauflage. Die Verbreitung der Samen der Pflanze erfolgt durch Zoochorie und Autochorie. Die Pflanze kann allerdings auch durch Stecklinge vermehrt werden. Diese Pflanze eignet sich auch für Kübel sowie zur Bepflanzung von Stein- und Splittgärten. Hierbei ist ein sonniger Standort zu wählen, da sie in schattigeren Verhältnissen bestenfalls kümmerlich heranwächst. Außerdem sollte Staunässe strengstens vermieden werden. Ononis spinosa eignet sich in der Gartengestaltung besonders zur Bepflanzung von südexponierten, trockenen Böschungen. Die Dornige Hauhechel wird seit dem Altertum als Heilpflanze geschätzt. Aufgrund ihrer milden diuretischen Eigenschaften wird sie bei Wassereinlagerungen, Harnverhaltung oder Harnwegserkrankungen sowie Blasen- und Nierensteinen angewendet. Ihre Wurzel findet auch heute noch arzneiliche Verwendung bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und Hautleiden. Sie gilt außerdem als wirksame Arznei bei Entzündungen des Zahnfleischs und wundem Hals und wird hierfür als Gurgelmittel verabreicht.

Auf einen Blick

2.7 Biodiversitätsstreifen
Europa, Vorder- und Mittelasien, Nordafrika
Gehölz
HalbstrauchÜbergang zu den Stauden, verholzende Basis
wird gelegentlich zusammen mit O. repens und O. arvensis zur Artengruppe Ononis spinosa agg. zusammangefasst, da es Übergangsformen zwischen den Arten gibt, die die eindeutige Einzelbestimmung erschweren.

Wissenschaftliche Informationen

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Ononis spinosa L.
Fabaceae (Hülsenfrüchtler)
Ononis
spinosa
Ononis campestris, Ononis repens subsp. spinosa, Ononis spinosa subsp. spinosa, Ononis vulgaris, Eindorn, Eselskraut, Hauhechel, Heuhechel, Katzendorn, Weiberzorn

Standort

6Steppengehölze- und Trockenwälder.1trocken bis frisch, nässeempfindlich, nährstoffreich, schwach sauer bis stark alkalisch, sandig, sandig-kiesig oder -lehmig.1sonnig-heiß, frostempfindlich.8Halbstrauch, nur an der Basis verholzend, jüngere Triebe krautig
vollsonnigLichteinfluss von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang
sommertrocken, wechselfeucht, frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0, trockenpF 6,5-4,1
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, flachgründigA-Horizont des Bodens geht rasch in den C-Horizont (anstehendes Gestein) über, meist karg und nährstoffarm in Hügelland, Mittelgebirge oder Steilhängen, humoshoher Anteil organischer Substanz, kiesigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 2 und 63mm, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffarm, sandigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 0,063 und 2mm, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm, skelettreichBoden mit min. 75% mineralischer Komponenten >2mm, steinigBoden reich an Korngrößen >63mm, tonigBoden mit min. 20% Massenanteil an Korngrößen unter 0,063mm
pH 7-9
6avon −23,3 °C bis −20,5 °C

Verwendung

Bepflanzung südexponierter, trockener Böschungen oder Steingärten, Eignung als Kübel- u. Balkonpflanze
die Blätter, die Wurzeln
Ja, duftend
Insektenweide, 19/39 Wildbienenarten spezialisiert (Pollen und/oder Nektar), Raupen-Futterpflanze u.a. für Bembecia albanensis (spezialisiert auf Ononis spec.) und Heliothis ononis (Oligophagie)
Verbreitung der Samen durch Zoochorie u. Autochorie
bodennaher Rückschnitt im Frühjahr möglich, aber nicht nötig, vegetative Vermehrung im Herbst durch Wurzelteilung möglich

Blätter

wechselständig, 3-zählig gefingert, ganzrandig unregelmäßig gesägt, länglich zugespitzt, mittleres Teilblatt größer als außenliegende, mesomorph
laubabwerfendLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr, sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr

Blüte

Juni, Juli, August
InsektenbestäubungBestäubung durch Insekten
rosa

Frucht

aufgeblasene Hülsen, ca. 1 cm lang u. 0,5 cm breit, drüsig behaart, enthält nur einen o. wenige Samen
August, September

Wurzel­system

Pfahlwurzel (bis 50 cm Tiefe)

Jahreszeiten

Austrieb Ende März
im Juni

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

einheimischnatürliche rezente Verbreitung in Mitteleuropa, schneckenfest

Verfasser / Literatur

Anja Lips
Anja Lips
  • Bundesamt für Naturschutz (2023): Floraweb. Ononis spinosa L. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am 30.07.2023
  • Staudengärtnerei Gaißmayer (2023): Ononis spinosa. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • H. Stephan, M. Wichert, T. Puhlmann, S.H. Ahmed (2023): NaturaDB. Ononis spinosa. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • Ruprecht Düll & Herfried Kutzelnigg (2022): Die Wild- und Nutzpflanzen Deutschlands - Vorkommen - Ökologie - Verwendung. - 9. Auflage. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim [Hrsg.], ISBN: 978-3-494-01825-6
  • Fleischhauer, S. G., Guthmann, J. & Spiegelberger, R. (2019): Essbare Wildpflanzen - 200 Arten bestimmen und verwenden - 21. Auflage - AT Verlag, Baden und München [Hrsg.], ISBN: 978-3-03800-886-6
  • Paul Westrich (2023): Faszination Wildbienen. Die Pollenquellen der heimischen Wildbienen. Ononis spinosa, Dornige Hauhechel - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • Arnulf Schultes & Roland Bönisch (2023): Pflanzen in Deutschland. Ononis spinosa - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (2023): BiolFlor - Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland - Rosa gallica - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
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