Myrrhis odorata

H.V. Yates
Schnellüberblick

Deutscher Name: Echte Süßdolde

Synonyme: Scandix odorata, Chaerophyllum cicutaria, Lindera odorata, Selinum myrrhis

Wissenswertes

Wie der Name der Familie Apiaceae Doldenblütler beschreibt, handelt es sich bei Myrrhis odorata um eine Staude mit ausgeprägten Doldenblüten. Die in NRW und Bayern heimische Staude ist von Europa über den Kaukasus bis in Teile Südeuropas vorkommend und wächst natürlich in lichten Wäldern und Gebüschen oder in Ruderal- und Staudenfluren. Die Süßdolde sticht vor allem durch ihren starken anisartigen Duft sowie Geschmack hervor. Besonders aromatisch sind die noch unreifen Samenstände, die ohne Bedenken gegessen werden können. Mit einer Größe von 120cm (200cm) mit einem dichten Laubbusch, kann sie in Einzelstellung oder kleinen Tuffs von bis zu drei Pflanzen eingesetzt werden. Durch ihre strahlend weißen Blüten kann die heimische Wildstaude als Aspektbildner vor dunkle Gehölze gepflanzt werden, um ihre Wirkung zu verstärken. Wenn die reifenden Samenkapseln stehengelassen werden, kommt es zu einer geringen Versamung und so zu einem lockeren Gesamtbild einer Myrrhis odorata-Fläche. Neben ihren weißen, ab Mai erscheinenden Doldenblüten, die auch bei Insekten sehr beliebt sind, beeindruckt sie ebenfalls mit ihrem Laub. Das sommergrüne, 2-4fach gefiederte, große Laub ist durch die erkennbare Behaarung weich und sieht farnartig aus. Gekennzeichnet sind die Blätter durch eine unregelmäßige, weiße Befleckung auf den blassgrünen hellen Blättern. Der Blattaustrieb erfolgt sehr früh im Jahr, oft schon im März. Die auch unter dem Namen Scandix odorata geführte Staude, ist auch nach der Blüte mit ausdrucksvollen Samenständen ein Hingucker in Wildstaudenpflanzungen und Staudenrabatten. Myrrhis odorata wird auf der Roten Liste Deutschlands als extrem selten geführt. Hierbei ist aber zu beachten, dass nach Korneck et al. (1996) die Süßdolde in den meisten Bundesländern neophytisch und nur in NRW und Bayern archäophytisch.


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Myrrhis odorata bevorzugt einen sonnig bis halbschattigen, gelegentlich auch schattigen Standort mit Nährstoffreichtum und hohem Stickstoffanteil. Der lehmig humose Boden sollte frisch bis feucht sein und der pH-Wert ist aufgrund der Schwachbasenzeigereigenschaft der Pflanze, neutral bis schwach basisch, niemals sauer. Ein Rückschnitt nach der Blüte kann den Neuaustrieb fördern, jedoch bleibt die Versamung bei der Entfernung von Samenständen aus. Die gezielte Aussaat sollte im Herbst bis Winter stattfinden, da die Süßdolde ein Kaltkeimer (Frostkeimer) ist und den hiesigen Witterungsbedingungen im Winter mühelos ausgesetzt werden kann.


Auf einen Blick

5.5 Kaukasus Hochstaudenflur
Europa, West-Balkan, Albanien, Alpen, in lichten Wäldern und Gebüschen, Ruderal- und Staudenfluren
Staude
60-120cm (200cm) hoch, farnartige Gestalt, früh austreibend, dichter Laubbusch, rohrartige Stängel
gesamte Pflanze nach Anis duftend und als Heil- und Gewürzpflanze einsetzbar mit süßem, lackritzartigen Geschmack, schnittverträglich

Wissenschaftliche Informationen

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Myrrhis odorata (L.) Scop.
Apiaceae (Doldenblütler)
Myrrhis
odorata
Scandix odorata, Chaerophyllum cicutaria, Lindera odorata, Selinum myrrhis

Standort

G2Gehölz, frischer Boden, GR2Gehölzrand, frischer Boden, Fr2Freifläche, frischer Boden
sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang, absonnigNordseiten von Gebäuden und Innenhöfe mit hellen Wänden sowie unverschattete Nordhänge, lichtschattigSchattenwurf durch lückigen Baumbestand oder kurze Abfolgen sonniger und schattiger Phasen, halbschattigBesonnt von Sonnenaufgang bis 11 Uhr, 8 bis 12 Uhr, zwischen 10 und 14 Uhr 2,5h, von 12-16 Uhr oder von 13 Uhr bis Sonnenuntergang., schattigBesonnt höchstens von Sonnenaufgang bis 9 Uhr, von 8-10 Uhr, zwischen 11 und 13 Uhr eine Stunde, von 14-16 Uhr, von 15 Uhr bis Sonnenuntergang.
feuchtpF 2,9-2,2, mäßig feuchtpF 3,0, frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0
humoshoher Anteil organischer Substanz, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm
pH 6,5-8
5avon −28,8 °C bis −26,2 °C
C-StrategeKonkurrenz-Strategen sind wuchsstarke Langsamentwickler mit langer Lebensdauer und breiter Standortamplitude, die auf guten Böden langfristig dominieren, oft mit Speicherorganen und geringer Samenproduktion
Imöglichst einzeln oder in kleinen Tuffs von 1-3 Stück pflanzen, IIin kleinen Trupps von 3-10 Pflanzen gruppieren

Verwendung

seltene Wildstaude für schattigere Bereiche, dekorativ durch farnartige Gestalt, wirkungsvoll in großen Naturgärten mit großen Beständen, an kühlen Standorten
die gesamte Pflanze
anisartig
Ja, duftend
Insektenfutterpflanze, Nektar bereithaltend
insektenfreundliche Blüten
Anemochorie, Epizoochorie
anspruchslos, Rückschnitt nach der Blüte (fördert Neuaustrieb), Vermehrung durch Teilung/Aussaat im Herbst und Winter (Kaltkeimer)

Blätter

Fiederblättchen nach dem Austrieb
2-4fach gefiedert, weich behaart, blassgrün mit weißen Flecken, nach Anis duftend, farnartig, wechselständig
früh austreibenddiese Pflanzen treiben besonders früh aus, sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr

Blüte

Doldenblüte M. odorata
flache, mehrstrahlige, schirmförmige Dolden, Einzelblüten ca. 4mm, auf verzweigten, schräg aufrechten, kantig gerippten Stängeln, dicht flaumig behaart
Mai, Juli
Cantharophilie - KäferbestäubungSonderform der Entomophilie, Melittophilie - BienenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Bienen und Hummeln, Myophilie - FliegenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Diptera (Fliegen und Mücken)
weiß

Frucht

Fruchtkörper M. odorata
Spaltfrucht, länglich, 20-25mm mit fünf scharfen, borstig rau behaarten Kanten, zugespitztglänzend, reif schwarzbraun
Juni, Juli
Juli, August

Wurzel­system

WurzelÜberwinterung in einem unterschiedlich differenzierten Wurzelstock
Pleiokorm, essbare Rübe

Jahreszeiten

Austrieb im März
Dichtes Laubwerk M. odorata

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

einheimischnatürliche rezente Verbreitung in Mitteleuropa, Rote-Liste-Deutschland Gefährdungsstatus: extrem selten
Röhrenförmiger Stiel

Verfasser / Literatur

Hannah Victoria Yates
Hannah Victoria Yates
  • Hansen, Richard, Friedrich Stahl (1997): Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen. – 5. Auflage. Stuttgart: Eugen Ulmer GmbH & Co. KG
  • Arnold, Werner (2020): Heilpflanzen Lexikon: Süßdolde – Myrrhis odorata. – Online verfügbar: https://www.awl.ch/heilpflanzen/myrrhis_odorata/suessdolde.htm, zuletzt aufgerufen: 14.06.2023
  • Jelitto, Leo, Wilhelm Schacht (1963): Die Freiland-Schmuckstauden. Beschreibung, Kultur und Verwendung der gesamten winterharten Schmuckstauden in zwei Bänden. – Stuttgart: Eugen Ulmer. Satz und Druck: C.H. Beck’sche Buchdruckerei Nördlingen.
  • Bundesamt für Naturschutz, Floraweb (2022): Myrrhis odorata. – Online verfügbar: , zuletzt aufgerufen am: 28.06.2023
  • Gaissmayer Staudengärtnerei (2023): Myrrhis odorata. Online verfügbar: , zuletzt aufgerufen: 28.06.2023
1 / 8Doldenblüte M. odorata
2 / 8Habitus zur Blütezeit
3 / 8Fiederblättchen nach dem Austrieb
4 / 8insektenfreundliche Blüten
5 / 8Röhrenförmiger Stiel
6 / 8Austrieb im März
7 / 8Dichtes Laubwerk M. odorata
8 / 8Fruchtkörper M. odorata