Malva moschata

J. Gabler
Schnellüberblick

Deutscher Name: Moschus-Malve

Synonyme: Abelmoschus, Indische Hibiscus-Malve

Wissenswertes

Bei der Moschus-Malve handelt es sich um eine wärmeliebende Staude, die durch eine lange Blütezeit von Juni bis Oktober beeindruckt. Die zart nach Moschus duftenden Blüten und Blätter sind namensgebend für die Art. Malva moschata wurde vom Bund deutscher Staudengärtner bei Staudensichtungen mit einem Stern ausgezeichnet. Die Gattung Malva umfasst insgesamt etwa 15 Arten in Europa, Nordafrika und Asien. Sie zählt zu der Unterfamilie der Malvoideae, der beispielsweise auch die Stockrose Alcea, der Eibisch Althaea, Hibiscus sowie weitere exotische Pflanzen angehören. Die Art wird zumeist zwischen 40 bis 80 Zentimeter hoch, weist eine kräftige Pfahlwurzel auf und übersteht den Winter als Hemikryptophyt mit knapp unter der Erdoberfläche sitzenden Überwinterungsknospen. Die Staude lässt sich unter anderem durch Wurzelteilung vermehren. Die oberen Laubblätter der Pflanze sind mehrfach gefiedert und bis zum Grund in fünf bis sieben Abschnitte geteilt. Die einzelnen Fieder sind schmal, während die Ränder nahezu parallel verlaufen. Die unteren Laubblätter sind nur grob bis zur Hälfte handförmig geteilt. Die Moschusmalve trägt verzweigte Sternhaare ausschließlich an den Kelchblättern - im Gegensatz hierzu weist die ähnliche Rosen-Malve Malva alcea diese Sternhaare auch am oberen Stängelabschnitt und den Blättern auf. Die Blütenstände sind seitenständig und enthalten jeweils eine bis drei Blüten. Die Blüten sind zwittrig und radiärsymmetrisch fünfzählig. Die fünf (hell)rosafarbene bis nahezu weißen Kronblätter sind meist 2 bis 2,5 Zentimeter lang und werden von filigranen Strichsaftmalen geziert. Der Nektar ist mehr oder weniger verborgen, da die Nektarien an der Basis der Staubblätter liegen. Eine auf die Malvengewächse spezialisierte Bienenart ist die sehr seltene Malven-Langhornbiene Eucera macroglossa, die von Juli bis August fliegt und gemäß der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft wird. Zu den oligophagen Schmetterlingsarten wird der Malven-Dickkopffalter Carcharodus alcea gezählt, der die Art als Raupen-Futterpflanze und Nektarpflanze nutzt. Dem Wegrand-Malven-Blattspanner Larentia clavaria dient Malva moschata ebenfalls als Raupen-Futterpflanze. Die Malve galt im 16. Jahrhundert als Allheilmittel, da die enthaltenden Schleimstoffe eine entzündungshemmende, beruhigende sowie schleimlösende Wirkung aufweisen und somit besonders bei Erkältungskrankheiten und Infektionen der Harnwege eingesetzt wurden. Hierzu werden die Blätter der Pflanze als Tee aufgegossen und wirken auch bei Gebärmutterleiden, Rheumatismus und Durchfall und zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus. Neben der Wilden Malve Malva sylvestris eignet sich die Moschus-Malve besonders gut für die Verwendung in der Küche. Ihre Blüten, Blätter und Stängel sowie ihre unreifen Samenkapseln sind essbar. Letztere können, wie auch ihre Blütenknospen, würzig eingelegt und wie Kapern verwendet werden. Ihre Blüten und Blätter finden roh beispielsweise Verwendung in Wildkräutersalaten oder als essbare Dekoration. Gedämpfte, junge Malventriebe galten im alten Rom als edles Gemüse. Noch heute wird im arabischen Raum Hühnersuppe mit Malvenblättern serviert.

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Malva moschata besiedelt nährstoffreiche, mäßig trockene bis mäßig feuchte Böden in Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren sowie Frischwiesen, die nicht vor dem Blütezeitraum gemäht werden. Sie wächst bevorzugt an vollsonnigen Standorten, toleriert allerdings auch lichtschattige Bereiche. Demnach ist sie oft an sonnigen Straßen- und Wegsäumen vorzufinden. Sie ist ein Alteinwanderer (Archäophyt) und gilt im Norden Deutschlands als Neophyt. Die Art ist weder salz- noch schwermetallverträglich. Sie ist eine Charakterart der Glatthaferwiesen Arrhenaterion elatioris und Begleitart der Submeditteranen Halbtrockenrasen Bromion erecti sowie der Thermo- und mesophilen Saumgesellschaften Origanetalia vulgaris. Sie ist für Wildpflanzengärten zu empfehlen, eignet sich aber auch für die Unterpflanzung von Gehölzen in sonnigen bis lichtschattigen Bereichen sowie als Balkon- oder Kübelpflanze. An zusagendem Standort und bei offenem Boden versamt sich diese Art reichlich. Die Sorte 'Alba', die sich durch ihre namensgebende weiße Blüte auszeichnet, wird häufiger kultiviert. Als Malvengewächs gilt auch die Moschus-Malve als anfällig für Malvenrost, einer Pilzkrankheit mit Befall des Rostpilzes Puccinia malvacearum, die zu einer fleckigen Erkrankung der Blätter führt. Ansonsten gilt die Staude als relativ robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen und ist auch bei Schnecken eher unbeliebt.

Auf einen Blick

7.2 Biodiversitätsstreifen
Europa
Staude
Horst oder Schaftaufrechte Sprosse, die gleichmäßig verzweigt sind und sich kreisförmig ausbreiten, der Horst ist vom Grund an verzweigt, der Schaft ist in den Blütenstand hinein verzweigt
aufrecht, buschig und horstig wachsend, 55-60 cm breit, 40-80 cm hoch, Stängel und Blätter behaart, obere Stängelblätter tief eingeschnitten, Außenkelchblatt lanzettlich bis linealisch u. am Grund verschmälert
1-Sterne-Auszeichnung vom BdS (empfehlenswerte, gute Art u. Sorte)

Wissenschaftliche Informationen

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Malva moschata L.
Malvaceae
Malva
moschata
'Alba'
Abelmoschus, Indische Hibiscus-Malve

Standort

GR1Gehölzrand, trockener Boden, GR2Gehölzrand, frischer Boden, Fr1Freifläche, trockener Boden, Fr2Freifläche, frischer Boden
vollsonnigLichteinfluss von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang, absonnigNordseiten von Gebäuden und Innenhöfe mit hellen Wänden sowie unverschattete Nordhänge, lichtschattigSchattenwurf durch lückigen Baumbestand oder kurze Abfolgen sonniger und schattiger Phasen
frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0, trockenpF 6,5-4,1
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, humoshoher Anteil organischer Substanz, kiesigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 2 und 63mm, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, nährstoffreichDer Boden ist gut mit Mikro- und Makronährelementen versorgt, sandigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 0,063 und 2mm, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm, tiefgründigA- und B-Horizont des Bodens ohne verfestigte Schichten oder größere Gesteine
pH 7-8
5avon −28,8 °C bis −26,2 °C
C-StrategeKonkurrenz-Strategen sind wuchsstarke Langsamentwickler mit langer Lebensdauer und breiter Standortamplitude, die auf guten Böden langfristig dominieren, oft mit Speicherorganen und geringer Samenproduktion, CR-StrategeKonkurrenz-Ruderal-Strategen sind störungstolerante, wuchsstarke, mäßig langlebige Ruderalpflanzen mit rascher Jugendentwicklung, hierzu gehören großwüchsige einjährige überwinternde oder kurzlebige ausdauernde mit Tendenz zu starker Versamung
Imöglichst einzeln oder in kleinen Tuffs von 1-3 Stück pflanzen, IIin kleinen Trupps von 3-10 Pflanzen gruppieren

Verwendung

Wildgärten und naturnahe Pflanzungen, Balkon- oder Kübelpflanze, Freiflächen und Wiesen
die Blätter, die Früchte
zarter Moschus-Geruch
Ja, duftend
gute Bienenweide, Malven-Langhornbiene Eucera macroglossa als oligolektische Art, die ausschließlich an Malvaceae sammelt; Nektar- und Futterpflanze für Schmetterlinge, oligophage Schmetterlingsarten: Carcharodus alcea (Raupen-Futterpflanze & Nektarpflanze) u. Larentia clavaria (Raupen-Futterpflanze)
Ein Rückschnitt nach der Blüte kann die Lebensdauer verlängern.

Blätter

Blattumriss rundl., aber fingerförmig tief 5-7-teilig, Abschnitte der oberen Blätter schmal bandförmig, Blätter und Stängel behaart, mesomorph
immergrünImmergrüne Gehölze treiben im Frühjahr aus, das Gesamtblattkleid wird im Verlauf von 3-11 (-15) Vegetationsperioden erneuert, die Blätter leben mehrere Jahre, Blattfall erfolgt nicht zu einem festen Zeitpunkt, sondern über das Jahr verteilt
Nein

Blüte

radiärsymmetrisch, 5 freistehende Kronblätter, achsel- oder endständig, rosa, hermaphroditisch
Juni, Juli, August, September, Oktober
InsektenbestäubungBestäubung durch Insekten
rosa

Frucht

scheibenförmige Spaltfrucht, reife Teilfrucht an Kelchseite dicht behaart, Seiten glatt, Teilfrüchte erinnern in ihrer Anordnung an einen Tortenstücke
Juli

Wurzel­system

WurzelÜberwinterung in einem unterschiedlich differenzierten Wurzelstock

Jahreszeiten

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

ArchäophytPflanzen die vor 1492 (Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus) bewusst oder unbewusst in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen, Heilpflanze, schneckenfest, verwilderte Zierpflanze
in der Wiese

Verfasser / Literatur

Anja Lips
Anja Lips
  • Ruprecht Düll & Herfried Kutzelnigg (2022): Die Wild- und Nutzpflanzen Deutschlands - Vorkommen - Ökologie - Verwendung. - 9. Auflage. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim [Hrsg.], ISBN: 978-3-494-01825-6
  • Gottfried Briemle (1997): Farbatlas Kräuter & Gräser, Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer [Hrsg.] ISBN: 978-3800141258
  • Staudengärtnerei Gaißmayer (2023): Malva moschata. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 29.07.2023
  • UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (2023): BiolFlor - Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland - Malva moschata. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 29.07.2023
  • Bundesamt für Naturschutz (2023): Floraweb. Malva moschata L. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am 30.07.2023
  • H. Stephan, M. Wichert, T. Puhlmann, S.H. Ahmed (2023): NaturaDB. Malva moschata. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 29.07.2023
  • Reif, J., Härtel, W. (2014): Foerster-Stauden Kompendium. 6. Auflage. Foerster Stauden GmbH [Hrsg].
  • Fleischhauer, S. G., Guthmann, J. & Spiegelberger, R. (2019): Essbare Wildpflanzen - 200 Arten bestimmen und verwenden - 21. Auflage - AT Verlag, Baden und München [Hrsg.], ISBN: 978-3-03800-886-6
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