Achillea millefolium

J. Gabler
Schnellüberblick

Deutscher Name: Schafgarbe

Synonyme: Achilleskraut, Blutstillkraut, Garbenkraut, Gemeine Schafgarbe, Schafsrippe, Tausendblatt, Tausendblättrige Schafgarbe, Margarethenkraut, Wundkraut, Zimmermannskraut

Wissenswertes

Die Gewöhnliche Schafgarbe ist wohl einer der häufigsten Vertreter aus der Familie der Korbblütler auf der Nordhalbkugel. Es handelt sich hierbei um einen krautigen und zumeist wintergrünen Hemikryptophyten (Halbrosettenpflanze) bzw. Chamaephyten. Die Staude erreicht in der Regel Höhen zwischen 20 und 80 Zentimetern, in selteneren Fällen kann sie auch bis zu einem Meter hoch werden. Sie besticht ab Juni mit einer nahezu unermüdlichen Blüte, die sich bis in den September erstrecken kann. Der Gattungsname leitet sich von Achilles ab, der aus der griechischen Mythologie bekannt ist und die frischen Kriegswunden seiner Mitstreiter mit der Schafgarbe behandelt haben soll. Aufgrund ihrer blutstillenden Eigenschaft ist die Pflanze auch unter den Volksnamen Blutstillkraut, Wundkraut, oder Zimmermannskraut bekannt. Ihre feinen, sehr stark (tausenfach) gefiederten Blätter sind namensgebend für das Artepitheton millefolium. Das Kraut gilt im jungen Zustand als gern gefressene Futterpflanze. Die Blütenfarbe ist weiß, in selteneren Fällen auch rosa angehaucht. Bei den Blütenständen handelt es sich um Schirmrispen, die innen aus gelblich-weißen Röhrenblüten und außen aus weißen Zungenblüten bestehen. Die einzelnen Körbchen erinnern in ihrem Aussehen entfernt an winzige Margeriten, die lediglich 5-6 Millimeter messen und doldenrispig angeordnet sind. Ihre Früchte sind hellbraune, längliche und abgeflachte Achänen, die einen etwa einen Millimeter großen Samen umschließen. Die Achänen selbst sind borstenlos. Bei den Samen der Art handelt es sich um Lichtkeimer. Die gewöhnliche Schafgarbe gilt als Nektarpflanze für Bienen und Fliegen und zugleich als Fraßpflanze für Raupen aus den Familien der Spanner Geometridae, wie z.B. für den Smaragdspanner Thetidia smaragdaria, als auch den Bärenspinnern Arctiidae, wie z.B. dem Augsburger Bär Arctia matronula oder dem Zimtbär Phragmatobia fuliginosa. Besonders hervorzuheben ist der Schafgarben-Blütenspanner Eupithecia millefoliata, da sich seine Raupen ausschließlich von der Gewöhnlichen Schafgarbe ernähren (Monophagie). Die Raupen des Frankfurter Ringelspinners Malacosoma franconica ernähren sich wiederum oligophag von der Pflanze und gelten somit ebenfalls als spezialisiert. Außerdem ist sie als Äsungspflanze z.B. beim Feldhasen Lepus europaeus beliebt.

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Die Charakterart des Arrhenatheretalia (Wirtschaftsgrünland) wächst bevorzugt auf Weiden, Wiesen und Halbtrockenrasen sowie an Acker- und Wegrändern in sonnigen Lagen. Besondere Bodenansprüche hat die Art hier nicht, meidet allerdings alle feuchten und nassen Standorte. Bei der Art handelt es sich um einen ausgesprochenen Konkurrenzstrategen, der auf nährstoffreicheren Böden in hoher Zahl auftreten kann und sich hier auch rasch vegetativ über unterirdische Ausläufer vermehrt. Durch eine Abmagerung des Bodens lassen sich entsprechende Bestände eindämmen, sofern gewünscht. Auf dem Markt gibt zahlreiche Sorten der Pflanzen, die neben unterschiedlichsten Rosa-, Pink- und Violetttönen auch gelbe, orange und rote Farbvarianten hervorbringen und gerne in der Gartengestaltung verwendet werden. Oft unterscheiden sich die Sorten in der Stärke ihrer Ausläuferbildung. Schafgarben ohne Ausläuferbildung finden sich unter den filipendula- oder filipendulina-Arten.

Auf einen Blick

7.2 Biodiversitätsstreifen
Europa
Staude
Ausläufer (Stolone bildend)ober- oder unterirdische, dünne und langtriebige Seitensprosse bildend, die wieder bewurzeln und ausschließlich der Vermehrung dienen
krautiger Hemikryptophyt, Basalblätter fiederschnittig u. dicht am Boden liegend, kleinere Sprossblätter, Blüte aus flachen, weißen Scheindolden, selten leicht rosafarben

Wissenschaftliche Informationen

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Achillea millefolium L.
Asteraceae (Korbblütler)
Achillea
millefolium
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Achilleskraut, Blutstillkraut, Garbenkraut, Gemeine Schafgarbe, Schafsrippe, Tausendblatt, Tausendblättrige Schafgarbe, Margarethenkraut, Wundkraut, Zimmermannskraut

Standort

Fr1Freifläche, trockener Boden, Fr2Freifläche, frischer Boden
vollsonnigLichteinfluss von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, sonnigBesonnung mindestens von Sonnenaufgang bis Mittag, von Mittag bis Sonnenuntergang
frischpF 3,9-3,1, mäßig trockenpF 4,0, trockenpF 6,5-4,1
durchlässigSubstrat mit guten Drain-Eigenschaften, Wasser kann abfließen, flachgründigA-Horizont des Bodens geht rasch in den C-Horizont (anstehendes Gestein) über, meist karg und nährstoffarm in Hügelland, Mittelgebirge oder Steilhängen, lehmigBoden mit anorganischen Bestandteilen aus etwa gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand, sandigBoden mit 20-40% Massenanteil an Korngrößen zwischen 0,063 und 2mm, schluffigBoden mit 15-40% Massenanteil an Korngrößen von 0,063-0,63mm und unter 20 % Massenanteil an Korngrößen unter 0,063 mm, steinigBoden reich an Korngrößen >63mm, stellt keine besonderen Ansprüchegedeiht auf den meisten Gartenböden problemlos, tonigBoden mit min. 20% Massenanteil an Korngrößen unter 0,063mm
pH 6-9
4avon −34,4 °C bis −31,7 °C
CSR-StrategeKonkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen sind dauerhafte, relativ niedrige, mäßig wüchsige, nicht verdrängende, relative störungstolerante, häufig Ausläufer treibende oder Rosetten bildende Arten mit bodennahen Erneuerungsknospen und moderater Standortanpassung
Imöglichst einzeln oder in kleinen Tuffs von 1-3 Stück pflanzen

Verwendung

Naturnahe Wildgärten, Wildblumenwiesen
die gesamte Pflanze
Ja, duftend
Insektenweide, 28 Wildbienenarten sammeln Pollen, davon 7 oligolektische Arten; Raupen-Futterpflanze für 39 Schmetterlingsarten, davon 3 spezialisiert (u.a. Euphitecia millefoliata)
bildet verträglich Ausläufer, auf sandigen Böden stärkere Ausläuferbildung und versamt sich zuverlässig
schnittverträglich, überdauert auch bei häufiger tiefer Mahd ohne Blütenbildung, Rückschnitt regt d. Blütenneubildung an, allgemein unempfindlich

Blätter

feine, sehr stark gefiederte Blätter (namensgebend), Stängelblatt lineal-lanzettlich o. länglich-lanzettlich, Blattspindel (Rhachis) kaum gezähnt, Grundblätter 2-3(-4)-fach fiederschnittig
sommergrünLaubwurf am Ende der Vegetationsperiode, Austrieb zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode, Blattalter ca. 1/2 Jahr
Nein

Blüte

Blüte im Juni
Schirmrispen mit innenliegenden gelblich-weißen Röhrenblüten u. außenliegenden weißen Zungenblüten, dolden-rispig angeordnet, i.d.R. weiß, seltener rosa angehaucht
Juni, Juli, August
InsektenbestäubungBestäubung durch Insekten, Melittophilie - BienenbestäubungSonderform der Entomophilie - Insektenbestäubung durch Bienen und Hummeln, Psychophilie - TagfalterbestäubungSonderform der Lepidopterophilie
weiß

Frucht

länglich abgeflachte Achänen umschließen einen etwa 1 mm großen Samen, Achänen borstenlos, hellbraun
August, September

Wurzel­system

WurzelÜberwinterung in einem unterschiedlich differenzierten Wurzelstock
hochdie Pflanze nimmt schnell größere Flächen ein und breitet sich stark aus

Jahreszeiten

Besonderheiten / Zusätzliche Daten

einheimischnatürliche rezente Verbreitung in Mitteleuropa, Rote-Liste-Deutschland Gefährdungsstatus: ungefährdet
Aufwuchs Mitte April

Verfasser / Literatur

Anja Lips
Jessica Gabler, Anja Lips
  • Gaißmayer (2022-22): Hauptkatalog 2020-22. Faszinierend vielfältiges Angebot in verlässlich guter Qualität. Stauden, Kräuter, Gräser und Farne. – Illertissen
  • Foerster-Stauden Kompendium, Herausgeber: Foerster Stauden GmbH, 9. Auflage Mai 2019, S. 644..
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN) [Hrsg.] (2022): Floraweb- Artensteckbriefe.- . last accessed 24.01.2023.
  • Metzing, D.; Garve, E.; Matzke-Hajek, G.; Adler, J.; Bleeker, W.; Breunig, T.; Caspari, S.; Dunkel, F.G.; Fritsch, R.; Gottschlich, G.; Gregor, T.; Hand, R.; Hauck, M.; Korsch, H.; Meierott, L.; Meyer, N.; Renker, C.; Romahn, K.; Schulz, D.; Täuber, T.; Uhlemann, I.; Welk, E.; Van de Weyer, K.; Wörz, A.; Zahlheimer, W.; Zehm, A. & Zimmermann, F. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Trachaeophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 7: Pflanzen. – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 13–358.
  • UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH (2023): BiolFlor - Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland - Achillea millefolium. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 29.07.2023
  • Bundesamt für Naturschutz (2023): Floraweb. Achillea millefolium L. - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am 30.07.2023
  • Ruprecht Düll & Herfried Kutzelnigg (2022): Die Wild- und Nutzpflanzen Deutschlands - Vorkommen - Ökologie - Verwendung. - 9. Auflage. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim [Hrsg.], ISBN: 978-3-494-01825-6
  • ECKEHARDT J. JÄGER, FRIEDRICH EBEL, PETER HANELT, GERD K. MÜLLER (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • H. Stephan, M. Wichert, T. Puhlmann, S.H. Ahmed (2023): NaturaDB. Achillea millefolium. - Online verfügbar unter: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • Arnulf Schultes & Roland Bönisch (2023): Pflanzen in Deutschland. Achillea millefolium - Online verfügbar: zuletzt abgerufen am: 30.07.2023
  • Gottfried Briemle (1997): Farbatlas Kräuter und Gräser. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer [Hrsg.], ISBN: 978-3800141258
  • Alfred Feßler (1988): Naturnahe Pflanzungen. Stuttgart: Eugen Ulmer [Hrsg.]
  • Götz, H., Häusermann, M. (2015): Stauden. 2. Auflage. BdS-Handbuch IIIa, avBuch Cadmos Verlag - Schwarzenbek.
  • Hansen, Richard, Friedrich Stahl (1997): Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen. – 5. Auflage. Stuttgart: Eugen Ulmer GmbH & Co. KG
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